Lady Franklin und der Kensal Green Cemetery

reblogged vom 15. Mai 2012

Wir verbrachten eine kalte und regnerische Woche in Londoner Archiven auf der Suche nach Hinweisen auf Johann August Miertsching und Bernhard Hantzsch. Beide waren an der Erforschung der kanadischen Arktis beteiligt, der eine von 1850-1854 auf der Suche nach Sir John Franklin und der Nordwestpassage, der andere verbrachte 1906 einen Sommer in Nordlabrador und versuchte 1910/1911 – als erster Nicht-Inuit – Baffin Island zu überqueren. Unglücklicherweise starb er nach erfolgreicher Durchquerung, vermutlich wegen dem Verzehr von durch Trichinen befallenen Eisbärfleisches.

Grabkammer von Lady Jane Franklin
Lady Franklins Gruft in den Katakomben

Da am ersten Tag die Archive wegen einem Feiertag geschlossen waren, suchten wir auf dem Kensal Green Cemetery die Gräber einiger Arktisforscher. Leider völlig erfolglos, denn es gab dort, ganz im Gegensatz zu Berliner Friedhöfen, keinerlei Hinweistafeln auf wichtige Grabstätten. Als wir einige Tage später besser vorbereitet wiederkamen, fanden wir glücklicherweise einen Friedhofsmitarbeiter, der uns in die Katakomben unterhalb der Anglican Chapel zum Grab von Jane Franklin führte. Nach dem Scheitern aller offiziellen Suchaktionen nach Franklins Schiffen hatte sie privat finanzierte Expeditionen veranlasst, die letztendlich die Kunde vom Tod Sir John Franklins und seiner ganzen Mannschaft nach England brachten. Lady Franklin gilt für viele Briten als die wichtigste weibliche Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts – natürlich nach Königin Victoria.

Grabmal für Sir Robert McClure
Grabmal für Sir Robert McClure

Innerhalb der nächsten Stunden fanden wir auch die Gräber von Sir Robert McClure, dem Entdecker der Nordwestpassage, und von Sir John Ross und Sir Edward Inglefield, alle beteiligt an den Expeditionen zur Suche nach dieser Passage und nach der verschwundenen Franklin-Expedition. Nur das Grab von Admiral Bedford Pim konnten wir unter den vielen verwitterten und von Bewuchs überdeckten Gräbern nicht entdecken. 1853 war die HMS Investigator, das Schiff von McClure, auf dem Miertsching als Inuit-Übersetzer mitreiste, im Eis der Mercy Bay auf Banks Island steckengeblieben; Pim hatte das Schiff und die Mannschaft gefunden und damit entscheidenden Anteil an ihrer Rettung.

Grabstein von Sir John Ross
Grabstein von Sir John Ross

Die Identifizierung weiterer Gräber von wichtigen Arktisforschern des 19. Jahrhunderts, wie die von George Back und Sir Horatio Thomas Austin, bleibt anderen Enthusiasten der Geschichte um die Nordwest Passage vorbehalten.

Englische Zusammenfassung – English summary:

We spent a week in different London archives searching for Miertsching, Hantzsch and other Germans involved in Arctic research. And we tried to find some graves at Kensal Green Cemetery. Unfortunately we were not well prepared; we hoped to get some information about Arctic related graves at the office. But – it was Bank Day; and so, on that rainy day, our first try ended up without success. After some days we went there again, better prepared and with the help of the sun. We had the luck to find a guide who showed us Lady Franklin’s grave in the catacombes, and we got also some advice for other graves: Sir Robert McClure (24045/143/5), Sir John Ross (13388/112/4), Sir Edward Inglefield (22008/124/10) and Amiral Bedford Pim (20994/40/3) who found the HMS Investigator stuck in Mercy Bay in 1853. We could identify all, except the grave of Pim. Maybe someone else will be more successful.

posted by Wolfgang Opel am 15. Mai 2012

Dieser Beitrag wurde unter Arktis, Franklin, Polarexpeditionen abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Lady Franklin und der Kensal Green Cemetery

  1. Pingback: Through a land so wild: A Franklin Expedition guide to Kensal Green Cemetery - THERE STOOD NO FRIENDLY FINGER-POST TO GUIDE US

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert