Beaufort-See – Auf Miertschings Spuren

Am Polarmeer – Foto ©  Wolfgang Opel
Am Polarmeer – in Tuktoyaktuk, Northwest Territories, Kanada

Beim Schreiben unseres Buches den Spuren Johann August Miertschings in der westlichen Arktis Nordamerikas zu folgen, ist eine spannende Sache. Immer wieder stößt man auf Überraschendes; entweder noch nie Gelesenes – oder aber zwischenzeitlich wieder Vergessenes. Seit einigen Tausend Jahren leben an diesen Küsten verschiedene indigene Völker. Dann ist da die Liste derjenigen Europäer, die bereits vor 1840 dort unterwegs waren: James Cook und Otto von Kotzebue, später John Franklin, John Richardson, Peter Dease und Thomas Simpson mit ihren Boot-Expeditionen.

Seit 1848 folgte auch dort die Suche nach der vermissten Franklin-Expedition, u.a. durch Henry Kellett und William Hooper; und dann 1850 durch HMS Investigator unter Robert McClure, die als erstes Segelschiff überhaupt von der Beringstraße Richtung Nordosten fuhr, mit Johann August Miertsching als Übersetzer an Bord.

HMS Herald und HMS Plover in der Bering Strait
HMS Herald – unter Kapitän Kellett – und HMS Plover in der Bering Strait

Auf allen diesen Expeditionen waren Naturwissenschaftler und Expeditionszeichner dabei. Einige davon wurden später berühmt: John Webber, Adelbert von Chamisso, Louis Choris oder Samuel Cresswell. Es gibt nicht viele bildnerische Dokumente von diesen Reisen aus der Zeit vor der Verbreitung der Fotografie. Sie zeigen vor allem die indigenen Bewohner der Arktis, die Tier- und Pflanzenwelt, das Polareis und Phänomene, die man sich damals noch nicht erklären konnte, wie Permafrost und Eiskeile.

Eiskeile am Kotzebue Sound - Zeichnung von Louis Choris
Eiskeile am Kotzebue Sound – Zeichnung von Louis Choris, ca. 1816
Eiskeile an der Küste Muostakhs, Sibirien, 2013
Eiskeile an der Küste Muostakhs, Sibirien, 2013
Küste am Nordpolarmeer - Zeichnung um 1850
Permafrost: massives Eis unter dem Boden an der Küste des Polarmeers, dargestellt in Berthold Seemanns Bericht von seiner Reise an Bord von HMS Herald, um 1850
Permafrost - Küstenerosion bei Drew Point, Alaska
Permafrost – Küstenerosion bei Drew Point, Alaska – Foto Benjamin Jones
Permafrost – Küstenerosion an der Dmitri-Laptev-Straße, Sibirien
Permafrost – Küstenerosion an der Dmitri-Laptev-Straße, Sibirien

Heute sind diese arktischen Regionen Nordamerikas – wie die Russlands – noch immer schwer erreichbar, aber wegen der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und besonders aufgrund der dramatischen Auswirkungen des Klimawandels immer wieder in den Medien. Davon ist in den Berichten der frühen Reisenden, wie Chamisso, Franklin, Berthold Seemann, Alexander Armstrong und Johann August Miertsching, natürlich kaum etwas zu lesen.

Tuktoyaktok, Modell eines traditionelles Hauses der Inuvialuit
Hier kam Miertsching 1850 vorbei:
Tuktoyaktuk – Modell eines traditionellen Hauses der Inuvialuit, 2019
Tuktoyaktuk - Küstenerosion bedroht die Siedlung
Tuktoyaktuk 2019 – Küstenerosion bedroht die Siedlung

Für Historiker und Naturwissenschaftler sind diese frühen Aufzeichnungen und Darstellungen dennoch von Bedeutung – gerade in Bezug auf den Zustand der Arktis vor über 170 Jahren und auf die dramatischen Änderungen seither.

William Hooper trifft am Cape auf Inuit
William Hooper trifft 1850 am Cape Bathurst auf Inuvialuit
HMS Investigator triff auf eine unbekannte Küste in der Beaufort See
HMS Investigator vor einer unbekannten Küste in der Beaufort See
Lithographie, Samuel Gurney Cresswell

Nachtrag vom März 2022: Wir freuen uns sehr, dass unser Buch „Weil ich ein Inuk bin. Johann August Miertsching – ein Lebensbild“ im Sommer 2022 im Berliner Lukas Verlag erscheinen wird.

Dieser Beitrag wurde unter Arktis, Kanada, Klimakrise, Miertsching, Polarexpeditionen, Sibirien abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert