In die Magellan-Straße

Es war ein Portugiese im Dienste der spanischen Krone, Fernando Magellan, der vor genau 500 Jahren, am 21. Oktober 1520, mit seinen Männer das Cabo Virgenes weit im Süden von Amerika erreichte. Sie waren die ersten Europäer an diesem Ort, und es war ihnen damals noch nicht klar, dass sie alsbald weiter im Westen einen Wasserweg finden würden, der sie durch Patagonien bis zum Pazifik führen sollte.

Strait_of_Magellan_by_Jodocus_Hondius
Magellanstraße – Karte von Jodocus Hondius, 1606; Süden ist oben, Norden unten

Bis heute heißt diese Wasserstraße, in deren Süden Feuerland (Terra del Fuego) liegt, nach ihrem (europäischen) Entdecker Magellan-Straße.

Ferdinand Magellan
Ferdinand Magellan

Über hunderttausend Paare Magellan-Pinguine – neben vielen anderen Vogelarten – nisten zwischen September und April am Cabo Virgenes. Magellans Chronist Antonio Pigafetta wird zugeschrieben, der Entdecker der bis dahin in Europa unbekannten Vogelart zu sein. Er bezeichnete sie allerdings als „Wildgänse“.

Magellan-Pinguine  – Foto: Ludwig Winklhofer
Magellan-Pinguine – Foto: Ludwig Winklhofer

330 Jahre nach Pigafetta, 1850, erreichte HMS Investigator das Cabo Virgenes. Dieses Schiff sollte sich gemeinsam mit HMS Enterprise in die Arktis begeben, um auch vom Westen her, von der Beringstraße aus, nach der vermissten Franklin-Expedition zu suchen, die 5 Jahre zuvor in England aufgebrochen war. Johann August Miertsching, ein Sorbe aus der Oberlausitz, war als Übersetzer für Inuktitut an Bord. Er schrieb am 15. April 1850 in sein Reisetagebuch: „Tausende weiße große Vögel am Ufer gesehen!“ Auf den baumlosen grünen Hügeln in der Nähe des Kaps beobachtete er Herden von Guanakos.

Felszeichnungen im Hochland von Patagonien
Alte Felszeichnungen der indigenen Bewohner im Hochland von Patagonien

Als HMS Investigator in einer Bucht ankerte, erhielten sie Besuch von Tehuelche, die seit Tausenden von Jahren im Süden von Patagonien lebten.

Feuerland
Feuerland

HMS Investigator ließ Feuerland links liegen und durchfuhr die Magellan-Straße; über Sandy Bay – wo sich heute Punta Arenas befindet – und Port Famine erreichte das Schiff den Pazifik, segelte weiter gen Norden und kam im August ins Polarmeer.

Street Art in Punta Arenas zum Gedenken an die Tehuelche
Street Art in Punta Arenas zum Gedenken an die Tehuelche

Die Magellan-Straße, einst eine wichtige Verbindung von Atlantik und Pazifik, hat mit der Einweihung des Panama-Kanals einen großen Teil ihrer Bedeutung verloren. In Punta Arenas, der größten Stadt Patagoniens, konnten wir nur noch wenige Zeugnisse der indigenen Urbevölkerung entdecken, die durch die europäische Kolonisierung immer weiter verdrängt wurde.

An Fernando Magellan erinnern dagegen ein Denkmal und ein Nachbau der Victoria, das einzige Schiff seiner Expedition, das nach der Beendigung der ersten Weltumsegelung am 6. September 1522 wieder nach Spanien gelangt war. Magellan selbst war schon am 27. April 1521 während einer kriegerischen Auseinandersetzung gestorben.

Karte von Ortelius mit Magellans Schiff Victoria
Karte von Ortelius mit der Victoria, dem verbliebenen Schiff von Magellans Flott

Nachtrag vom März 2022: Wir freuen uns sehr, dass unser Buch „Weil ich ein Inuk bin. Johann August Miertsching – ein Lebensbild“ im Sommer 2022 im Berliner Lukas Verlag erscheinen wird.

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