Rahel hat Geburtstag

Porträt Rahel Varnhagen
Porträt Rahel Varnhagen, geb. 19. Mai 1871 in Berlin
Lithographie (1834) von Gottfried Küstner nach Moritz Daffingers Pastell von 1818

Rahel Levin, Tochter eines jüdischen Händlers, die sich später Friederike Robert nannte und schließlich nach ihrer Heirat den klangvollen Namen Rahel Varnhagen von Ense trug, hatte gern Gäste, obgleich statt üppiger Menüs nur Tee serviert wurde. Ihre heute legendären Salons in den Jahrzehnten um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert waren eine Art „social media“, aber ganz analog. Zwanglos fanden sich bei ihr Menschen verschiedener Stände und Konfessionen ein, denen eines gemeinsam war: sie hatten mancherlei und oft Bedeutendes zu sagen, das man in Zeiten von Pressezensur, wo neue Ideen per se verdächtig waren, kaum gedruckt lesen konnte/durfte – es gab damals nur wenige Möglichkeiten, sie zu diskutieren.

Rahels Wohnsitz in der Jägerstraße
Von 1793 bis zum Herbst 1808 bewohnte Familie Levin-Robert das Haus Nr. 54 (mit der Kutsche) in der Jägerstraße beim Gendarmenmarkt;
Rahels Salon war in der Dachkammer.
Zeitgenössische Darstellung von Friedrich August Calau
Gedenktafel in der Jägerstraße
Gedenktafel am Haus Jägerstraße 54-55

Zu den Gästen ihrer Salons gehörten wichtige Philosophen und Literaten, u.a. Hegel, Fichte und Schleiermacher; Adelbert von Chamisso und Alexander von Humboldt – beide später durch ihre Weltreisen berühmt; die Brüder Schlegel, Heinrich Heine, Fürst Hermann von Pückler-Muskau oder Bettina von Arnim.

Varnhagens Wohnhaus in der Mauerstraße
Ab 1827 wohnten Varnhagens in der Mauerstraße Nr. 36, wo Rahel wieder Gäste in ihrem Salon empfing

Doch „man … vergißt, daß die Humboldt’s ihrer Zeit nur zwei junge Edelleute, daß Rahel Levin ein lebhaftes Judenmädchen, Schleiermacher ein unbekannter Geistlicher, Varnhagen ein junger Praktikant der Medizin, die Schlegel ein paar ziemlich leichtsinnige junge Journalisten gewesen sind“ (Fanny Lewald) – nicht alle in Rahels Umkreis waren damals schon bekannt, und es befanden sich ganz „gewöhnliche“, ja sogar gesellschaftlich umstrittene Menschen unter ihren Gästen, wie die Schauspielerin Pauline Wiesel, Geliebte des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, eine enge Freundin Rahels.

Grabmal der Varnhagens
Grabmal der Varnhagens mit dem Spruch:
„Gute Menschen – wenn etwas Gutes für die Menschheit geschieht – dann gedenkt freundlich in eurer Freude auch meiner.“

Wir haben Rahel gedacht, als wir kürzlich an einem freundlichen Vorfrühlingstag in den Friedhofsanlagen vor dem Halleschen Tor spazierengingen und ihre letzte Ruhestätte auf dem Dreifaltigkeits-Friedhof aufsuchten, und gedenken ihrer ganz besonders heute an ihrem 250. Geburtstag.

Grabspruch
Dieser Beitrag wurde unter Bücher, Geschichte abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert