McClures erste Entdeckung einer Nordwestpassage

Miertsching-Wandzeitung
Unsere „Miertsching-Wandzeitung“

Am 31.10.1850, heute vor 171 Jahren, kehrte der völlig erschöpfte Kapitän Robert McClure nach tagelangem Marsch zu seinem Schiff HMS Investigator zurück. Er sah „mehr einer Leiche als einem lebendigen Menschen ähnlich“ schrieb Johann August Miertsching in sein Tagebuch. McClure hatte sich vergewissert, dass die Wasserstraße, in der ihr Schiff lag, eine Verbindung zur bereits von Parry erreichten Barrow Strait besaß. Er war seinem Begleittrupp, der den schweren Lastschlitten zog, allein vorausgeeilt, um den auf der Investigator Zurückgebliebenen zu berichten, dass man nach 300 Jahren Suche am 26.10. endlich die Nordwestpassage entdeckt hatte.

McClures Nordwestpassage - Karte
Das von McClure entdeckte fehlende Glied der Nordwestpassage zwischen „Baring Land“ und „Prince Albert Land“. Parry hatte das nördlich davon gelegene Melville Island vom Osten her bereits 1819 erreicht.

McClure „… wurde aber von Schneewetter befallen, verirrte sich und konnte das Schiff nicht finden, und wanderte so die ganze Nacht durch ohne zu ruhen, schlafen, essen oder trincken, und war zweimal in Gefahr von Eisbären bewillkommt zu werden, hätte er sie nicht früher als sie ihn gesehen; sein Pulver hatte er verschossen um sich der Wache auf dem Schiff bemerkbar zu machen…“, berichtete Miertsching.

Cresswell, Melville Island
“Melville Island from Banks’ Land”, gezeichnet von Samuel Gurney Cresswell

Durch dickes Packeis waren sie daran gehindert worden, die Passage per Schiff zu bezwingen, denn die Investigator war in der Prince of Wales Strait, deren Nordausgang vom Eis verstopft war, nahe der Princess Royal Islands festgefroren.

Cresswell, Princess Royal Island
„Discovery of Princess Royal Island“, gezeichnet von Samuel Gurney Cresswell

Nach dem Auffinden einer zweiten Passage im Sommer darauf – sie hatten inzwischen Banks Island (damals auch Baring Land genannt) vom Süden her fast umrundet – zwang der Wintereinbruch das Schiff in die Mercy Bay, eine geschützte Bucht, in der es sich heute noch befindet – gefangen im Eis, inzwischen auf dem Grund der Bucht.

Kapitän Robert McClure
Kapitän Robert McClure

Bis heute wird die Leistung McClures und seiner Mannschaft als Entdecker der Nordwestpassage ungerechtfertigt angezweifelt. Zwar ist es theoretisch möglich, dass Männer der tragisch gescheiterten Franklin-Expedition ihnen mit der Erstentdeckung einer Passage zuvorgekommen sein könnten, bevor sie eines qualvollen Todes starben. Allerdings fehlt dafür bis heute irgendein Beweis. Der könnte sich gegebenenfalls in den Wracks von HMS Erebus und HMS Terror befinden – falls die Unterwasser-Archäologen von Parks Canada jemals entsprechende Dokumente dort finden sollten.

Beim Schreiben unserer Biografie über Miertsching ist uns übrigens eine „Wandzeitung“ (siehe ganz oben) hilfreich. Bei der Verarbeitung der Unmengen an Dokumenten und der verwirrenden Vielfalt der Ereignisse ist es nicht einfach, den Überblick zu behalten; diese Kollektion von Bildern unterstützt uns dabei und gibt so manche Anregung.

Nachtrag vom März 2022: Wir freuen uns sehr, dass unser Buch „Weil ich ein Inuk bin. Johann August Miertsching – ein Lebensbild“ im Sommer 2022 im Berliner Lukas Verlag erscheinen wird.

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Drei Archive und die Gröditzer Skala

Letzte Recherchen über Johann August Miertsching

In den vergangenen Tagen haben wir nochmals drei Archive in der Oberlausitz aufgesucht – denn abgesehen von den Eckdaten und einigen vergleichsweise recht gut dokumentierten Lebensjahren ist das Leben Miertschings immer noch nahezu unbekannt. Selbst für uns, trotz jahrelanger Recherchen, und obwohl weltweit auf seinen Spuren unterwegs, bleiben Fragen offen; einige davon sind überhaupt erst während des Schreibens an unserem Buch entstanden.

Gröditzer Skala - Lubata
An der Lubata (Löbauer Wasser) in der Gröditzer Skala

Archivarbeit ist mühselig. Manche Akten durchforsteten wir nur, um etwas auszuschließen, oder um ganz sicher zu sein, dass uns kein möglicherweise wichtiges Detail entgeht. Zur Erholung vom langen Sitzen und vom Papierstaub nutzten wir die Gelegenheit, ausgiebig durch die „Gröditzer Skala“ zu wandern, das grüne Tal, in dem Johann August viele Stunden seiner Kindheit verbracht hatte.

Gröditzer Skala - Wanderpfad
Wanderweg im Engtal (Gröditzer Skala)

Diesmal war es trübe und regnerisch – anders als bei unserem letzten Besuch hier, als überall drückende Hitze herrschte und es nur im Tal angenehm kühl war.

Gröditzer Skala - Schlosswiese
Blick aus der Skala auf Schloss Gröditz

Was mag der Junge wohl alles im Auwald am Flüsschen „Löbauer Wasser“ unternommen haben? Ist er an den steilen Felswänden im Engtal herumgeklettert? Sicher wird er, so wie wir, die ungestörte Natur und die stille Atmosphäre genossen haben.

Gröditzer Skala - Felswand
Felswand im Engtal (Gröditzer Skala)

Unserer gründliche Suche in den Archiven, Blatt für Blatt umwendend, brachte uns auch diesmal wichtige Dokumente vor Augen. Einige davon konnten die widersprüchlichen Motive und die Einstellungen von Miertschings Missionarskollegen erhellen; so manche unserer bisher nur intuitiv begründeten Vermutungen bestätigten sich damit.

Gröditzer Skala - Idylle
Idyllischer Platz in der Gröditzer Skala

Ein zweites Mal hielten wir einen unter dramatischen Umständen erhalten gebliebenen, lange unbekannten Brief Miertschings in den Händen. Er hatte seinerzeit unsere Sicht auf seine Persönlichkeit entscheidend beeinflusst; den Moment des Findens werden wir nie vergessen, auch wenn sich die Tragweite des Fundes damals erst Tage später – nach mühevollem Transkribieren – erschloss.

Gröditzer Skala - Romantische Brücke
Die „Romantische Brücke“ in der Gröditzer Skala

Leider sind in den Archiven bei weitem nicht alle wesentlichen Dokumente erhalten, oft wegen Verlusten infolge des 2. Weltkrieges. Ob vielleicht eines Tages jemand auf dem Dachboden einen Fund macht, der weitere offene Fragen zu Miertsching beantworten könnte?

Gröditzer Skala - Baum
Gröditzer Skala – starker Baum

Übrigens hätte Johann August Miertsching heute Geburtstag – genau vor 204 Jahren, am 21. August 1817, wurde er in Gröditz geboren.

Ältere Beiträge zu Johann August Miertsching auf diesem Blog:
Ein Toast zu Ehren von Johann August Miertsching
Johann August Miertsching zum Gedenken
Isolierung und Enge: Miertsching in Labrador
sowie weiteres in der Kategorie „Miertsching“ bzw. unter dem Schlagwort „Miertsching“

Nachtrag vom März 2022: Wir freuen uns sehr, dass unser Buch „Weil ich ein Inuk bin. Johann August Miertsching – ein Lebensbild“ im Sommer 2022 im Berliner Lukas Verlag erscheinen wird.

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Polar-Rendezvous: „Graf Zeppelin“ und „Malygin“

Erinnerung an ein außergewöhnliches Treffen auf Franz-Josef-Land

Am 27. Juli 1931, vor genau 90 Jahren, fand ein weltweit Aufsehen erregendes „Polar-Rendezvous“ in der „Stillen Bucht“ (Бухта Тихая / Buchta Tichaja) von Hooker Island auf Franz-Josef-Land statt, an dem einige bedeutende Arktisforscher ihrer Zeit – wenn auch nur für 15 Minuten – zusammentrafen.

Endless. Franz Josef Land 
Foto Christopher Michel
„Endless. Franz Josef Land“ – Foto von Christopher Michel, Wikipedia

Hooker Island liegt im Süden des Archipels und wurde erstmals bei der Entdeckung von Franz-Josef-Land durch die Österreich-Ungarische Nordpolexpedition von Carl Weyprecht und Julius Payer gesichtet. Ihren Namen erhielt die Insel von dem britischen Forscher Benjamin Leigh Smith während seines Aufenthalts auf der Insel 1880-82. Er benannte sie nach dem Botaniker Joseph Dalton Hooker, Teilnehmer der Antarktisexpedition von James Clark Ross und Franzis Crozier und ein enger Freund von James Darwin.

Julius Payer und Karl Weyprecht
Die Entdecker von Franz-Josef-Land, Julius Payer und Karl Weyprecht, im „Wiener Extrablatt“

Nach Weyprecht, Payer und Leigh widmeten sich verschiedene Expeditionen der Erforschung von Franz-Josef-Land, darunter Persönlichkeiten wie Fridtjof Nansen und Hjalmar Johansen, Frederick George Jackson, Walter Wellman, Luigi Amedeo, Evelyn Baldwin, Anthony Fiala und Georgi Jakowlewitsch Sedow. Der erste Deutsche war übrigens Franz Lang alias Francis Long, Überlebender der Greely-Expedition und der arktiserfahrenste Teilnehmer der Expeditionen von Baldwin und von Fiala.

Rissische Briefmarke
Russische Briefmarke aus Anlass des Treffens

Auf den Luftschiffer Walther Bruns und auf Fridtjof Nansen geht die Gründung einer Gesellschaft zur Erkundung der Arktis mit Luftfahrzeugen im Jahr 1924 zurück, genannt „Aeroarctic“. Obwohl es schon zuvor Versuche mit Flugzeugen – u.a. von Jan Nagórski und Arthur Neumann – wie auch mit Ballons bzw. Luftschiffen (Salomon August Andrée, Wellmann, Roald Amundsen und Umberto Nobile) gegeben hatte, stand die Entwicklung des arktischen Flugwesens noch ganz am Anfang.

Zeppelin - Alexander Kircher
Phantasie-Gemälde zum Treffen des Zeppelins mit dem Eisbrecher Malygin
von Alexander Kircher

Eine lange von Aeroarctic geplante Fahrt des Luftschiffes „Graf Zeppelin“ über die noch immer nahezu unbekannte arktische Region nördlich von Russland verzögerte sich durch den Tod von Nansen und wegen erheblicher Finanzierungsprobleme. Doch schließlich konnte sie endlich im Juli 1931 stattfinden. Für den 27. Juli wurde ein Treffen mit dem sowjetischen Eisbrecher „Malygin“ an der neu errichteten Wetterstation an der „Stillen Bucht“ von Hooker Island vereinbart.

 Eisbrecher Malygin, Foto: Walter Basse
Der Eisbrecher „Malygin“, Foto: Walter Basse

An Bord des Zeppelins waren u.a. die bekannten sowjetischen Arktisforscher Rudolf Samoilowitsch und Pawel Moltschanow, beide spätere Opfer des stalinistischen Terrors, und der in den folgenden Jahren weltberühmt gewordene sowjetische Funker Ernst Krenkel. Das Luftschiff wurde von Hugo Eckener geführt, dem Leiter der Zeppelin-Werke in Friedrichshafen am Bodensee.

Rudolf Lasarewitsch Samoilowitsch und Hugo Eckener
Rudolf Lasarewitsch Samoilowitsch und Hugo Eckener Bundesarchiv Bild 102-12053

Weitere Teilnehmer waren der amerikanische Finanzier von Amundsens Nordpol-Expeditionen, Lincoln Ellsworth, der deutsche Arzt Ludwig Kohl-Larsen, die Wissenschaftler Ludwig F. Weickmann, Gustav S. Ljungdahl, Edward H. Smith, dazu Fotografen und Journalisten, unter ihnen Arthur Koestler für den Ullstein-Verlag.

Ernst Krenkel
Der sowjetische Funker Ernst Krenkel

An Bord der Malygin befanden sich der bedeutende sowjetische Wissenschaftler Wladimir Wiese, der Italiener Umberto Nobile, verschiedene Journalisten, sogar einige Touristen und der bis dahin nahezu unbekannte Postmeister Iwan Papanin, später weltbekannter Leiter der ersten sowjetischen Nordpol-Driftstation.

Der sowjetische Wissenschaftler Wladimir Wiese

Zur Ko-Finanzierung der Expedition nutzte man die Herausgabe von Briefmarken und die Beförderung von Briefpost, die mittels Sonderstempeln den ungewöhnlichen Weg des Luftschiffes von Friedrichshafen über Leningrad nach Franz-Josef-Land sowie des Eisbrechers Malygin dokumentierten. Bis zu 50.000 Briefe wurden von enthusiastischen Sammlern und Händlern auf den Weg gebracht. Bis heute erzielen diese Dokumente früher Arktisaktivitäten hohe Preise auf Auktionen.

Sammlerstück mit Sonderstempeln
Sammlerstück mit Sonderstempeln (Wikimedia)

Am frühen Abend des 27. Juli war es soweit. Die Malygin lag vor der Wetterstation vor Anker. Der riesige Zeppelin näherte sich langsam dem Schiff und wasserte vorsichtig 200m vom Schiff entfernt. Ein Beiboot der Malygin brachte Tausende Briefe, gut gesichert vom Postmeister Papanin.

Die Wasserung des Zeppelins - Postkarte
Die Wasserung des Zeppelins, im Hintergrund die Malygin – Postkarte

Nobile begrüßte eiligst den „Kollegen“ Ellsworth mit Handschlag, die Briefe vom Zeppelin wurden herabgelassen, die von der Malygin hochgereicht, und damit war das kurze Treffen auch schon beendet, denn Luftschiff-Kapitän Eckener drängte, schnellstens aufzusteigen, da plötzlich Eisschollen in die Bucht trieben und er den Zeppelin nicht in Gefahr bringen wollte. Über Sewernaja Semlja, die Taimyr-Halbinsel und Nowaja Semlja ging die Reise zurück, weiter über Berlin bis Friedrichshafen, insgesamt eine Strecke von mehr als 10.000 Kilometern.

Postmeister Iwan Papanin
Postmeister Iwan Papanin

Obgleich das Treffen kurz war, stand es am Beginn einer langjährigen und ergebnisreichen Zusammenarbeit von deutschen und sowjetisch/russischen Forschern in der Arktis, die, unterbrochen durch den zweiten Weltkrieg, bis heute anhält. Im August 2021, 90 Jahre nach dem Treffen des deutschen Luftschiffes „Graf Zeppelin“ mit dem sowjetische Eisbrecher „Malygin“, wird sie auf dem russischen Forschungs-Eisbrecher „Akademik Trjoschnikow“ im gleichen Gebiet fortgesetzt: Die Arctic Century Expedition, organisiert und vorbereitet vom Schweizerischen Polarinstitut, dem russischen Forschungsinstitut AARI und vom GEOMAR in Kiel, führt in die Region um Franz-Josef-Land und Sewernaja Semlja.

Eisbrecher Malygin auf einer Briefmarke
Eisbrecher Malygin auf einer Briefmarke

Interessante Bücher zum Thema sind: P.J. Capelotti: „The Greatest Show In The Arctic – The American Exploration of Franz Josef Land 1896-1905“; Mitya Kiselev: Life and Love in Tikhaya Bukhta“; Ernst Krenkel: „Mein Rufzeichen ist RAEM“. Mehr Details auch in den Artikeln von Barbara Schennerlein in „Polarforschung“, 84. Jg, Nr. 2 (2014) sowie von Diedrich Fritzsche und von Barbara Schennerlein in „Polarforschung“, 88. Jg. Nr. 1 (2018).

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Rahel hat Geburtstag

Porträt Rahel Varnhagen
Porträt Rahel Varnhagen, geb. 19. Mai 1871 in Berlin
Lithographie (1834) von Gottfried Küstner nach Moritz Daffingers Pastell von 1818

Rahel Levin, Tochter eines jüdischen Händlers, die sich später Friederike Robert nannte und schließlich nach ihrer Heirat den klangvollen Namen Rahel Varnhagen von Ense trug, hatte gern Gäste, obgleich statt üppiger Menüs nur Tee serviert wurde. Ihre heute legendären Salons in den Jahrzehnten um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert waren eine Art „social media“, aber ganz analog. Zwanglos fanden sich bei ihr Menschen verschiedener Stände und Konfessionen ein, denen eines gemeinsam war: sie hatten mancherlei und oft Bedeutendes zu sagen, das man in Zeiten von Pressezensur, wo neue Ideen per se verdächtig waren, kaum gedruckt lesen konnte/durfte – es gab damals nur wenige Möglichkeiten, sie zu diskutieren.

Rahels Wohnsitz in der Jägerstraße
Von 1793 bis zum Herbst 1808 bewohnte Familie Levin-Robert das Haus Nr. 54 (mit der Kutsche) in der Jägerstraße beim Gendarmenmarkt;
Rahels Salon war in der Dachkammer.
Zeitgenössische Darstellung von Friedrich August Calau
Gedenktafel in der Jägerstraße
Gedenktafel am Haus Jägerstraße 54-55

Zu den Gästen ihrer Salons gehörten wichtige Philosophen und Literaten, u.a. Hegel, Fichte und Schleiermacher; Adelbert von Chamisso und Alexander von Humboldt – beide später durch ihre Weltreisen berühmt; die Brüder Schlegel, Heinrich Heine, Fürst Hermann von Pückler-Muskau oder Bettina von Arnim.

Varnhagens Wohnhaus in der Mauerstraße
Ab 1827 wohnten Varnhagens in der Mauerstraße Nr. 36, wo Rahel wieder Gäste in ihrem Salon empfing

Doch „man … vergißt, daß die Humboldt’s ihrer Zeit nur zwei junge Edelleute, daß Rahel Levin ein lebhaftes Judenmädchen, Schleiermacher ein unbekannter Geistlicher, Varnhagen ein junger Praktikant der Medizin, die Schlegel ein paar ziemlich leichtsinnige junge Journalisten gewesen sind“ (Fanny Lewald) – nicht alle in Rahels Umkreis waren damals schon bekannt, und es befanden sich ganz „gewöhnliche“, ja sogar gesellschaftlich umstrittene Menschen unter ihren Gästen, wie die Schauspielerin Pauline Wiesel, Geliebte des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, eine enge Freundin Rahels.

Grabmal der Varnhagens
Grabmal der Varnhagens mit dem Spruch:
„Gute Menschen – wenn etwas Gutes für die Menschheit geschieht – dann gedenkt freundlich in eurer Freude auch meiner.“

Wir haben Rahel gedacht, als wir kürzlich an einem freundlichen Vorfrühlingstag in den Friedhofsanlagen vor dem Halleschen Tor spazierengingen und ihre letzte Ruhestätte auf dem Dreifaltigkeits-Friedhof aufsuchten, und gedenken ihrer ganz besonders heute an ihrem 250. Geburtstag.

Grabspruch
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Das Uneinheitliche

“An das Wilde glauben” von Nastassja Martin

Auf einer Forschungsreise wird Nastassja Martin von einem Bären gebissen und schwer verletzt. In aufwühlenden Worten erzählt sie von der Geschichte dieses Kampfes und von ihrer Genesung.” (Website des Verlages)

Cover Martin, An das Wilde glauben

Der Ego-Trip und die Odysseus-Fahrt einer Westeuropäerin durch russische und französische Krankenhäuser teilt das Buch in zwei Hälften. Ich wollte es schon ablegen, aber wurde nach der S.86 entschädigt. Die archaische Gewalt und unsere Verletzbarkeiten werden feinfühlig mit all ihren Widersprüchen dargestellt. Unser Gehirn arbeitet nachts weiter und schafft ein uneinheitliches Gebilde, das sich als Traum widerspiegelt. Die Zerrissenheit der Autorin, ihre innere Unruhe teilt sie uns eindringlich mit. Die Begegnung mit den Bären und unseren Ängsten ist nur der Auslöser, in Welten einzudringen, die scheinbar schon längst vergangen sind. Erst im letzten Abschnitt entsteht ein Dialog mit den Ewenen, der viel interessanter ist und einer Anthropologin gerecht wird.

Hubschrauber - Schatten – © Ullrich Wannhoff
Die Autorin wurde nach dem Bärenunfall mit einem Hubschrauber in ein Militärlazarett in der Nähe von Kljutschi gebracht – © Ullrich Wannhoff

Eine kurze Einführung über das Volk der Ewenen, ihre Kultur, ihren Bärenkult und ihre kleinen Rentierherden wäre für den Leser ein besserer Einstieg gewesen, als die Krankengeschichte der Autorin, die über die Hälfte des Buches einnimmt.

Rentierherde © Ullrich Wannhoff
Winterlandschaft mit kleiner Rentierherde, wie sie die Autorin aufgesucht hat.
© Ullrich Wannhoff

Geografische Eigennamen sollte man besser beibehalten. Der Hinweis, dass das russische Wort Kljutsch Schlüssel heißt, ist OK, aber das Dorf dann immer als „Schlüsseldorf“ zu bezeichnen ist befremdend. Ob das Militärkrankenhaus wirklich in Kljutschi liegt und nicht außerhalb, da bin ich mir nicht sicher. Ich kenne Kljutschi ganz gut, und das Militär liegt außerhalb, nördlich, in Richtung des Vulkans Schivelutsch.


Autofähre in Kljutschi über den Kamtschatka Fluss. Die Strasse führt weiter nach Ust Kamtschatsk. Im Hintergrund der höchste Vulkan Klutschewskoi.
© Ullrich Wannhof

Kljutschi war Anfang der neunziger Jahre im 20. Jahrhundert noch eine verbotene Stadt.  Dieser Status wurde aufgehoben, auch der Status Stadt, der mit der Reform durch Katharina II. zusammenhing. Alle bedeutenden Orte, egal wie klein sie sind, wurden damals, und auch noch in der Sowjetunion, als Stadt deklariert.

Kljutschi – © Ullrich Wannhoff
Die Ortschaft Kljutschi. Die Siedlung lebte früher vom Holzhandel und Militär. Heute ist der Ort frei zugänglich, mit einer Touristen-Station. – © Ullrich Wannhoff

Das Buch erzählt mehr vom Innenleben der Autorin, wo die Begegnung mit den Bären und den Ewenen der Motor ihrer Geschichte wird.

Ischinskaya Sopka © Ullrich Wannhoff
Die Autorin lebte eine Zeit lang an der höchsten Erhebung des westlichen Vulkangebirge westlich von Ischinskaya Sopka. Hier eine Winteraufnahme: Blick vom Norden auf den Vulkan Ischinskaya Sopka, der noch tätig ist.
© Ullrich Wannhoff
Junge Ewenen © Ullrich Wannhoff

Junge Ewenen aus Esso, die folkloristische Tänze aufführen. Typisch für Ewenen ist der offene Mantel, weil sie früher auf Rentieren ritten. Der Mantel Kuchljanka besteht aus gegerbtem Rentierfell und wird oft mit Hundefell umsäumt.
© Ullrich Wannhoff

Die Ewenen sind erst Mitte des 19. Jahrhundert in Kamtschatka eingewandert und leben zwischen den anderen Völkern, wie auf kleinen Inseln. Das Hauptgebiet der Ewenen liegt auf dem nordöstlichen Festland Asiens, nördlich von Magadan. Es leben da insgesamt etwa 17.000 Menschen. Sie kommen aus der tunguso-mandschurischen Sprachfamilie und sind mit den Völkern auf Kamtschatka wie Itelemen und Korjaken nicht verwandt.

Eisaufbruch © Ullrich Wannhoff
Im Frühjahr, Mitte oder Ende März, brechen die Flüsse Kamtschatkas auf.
© Ullrich Wannhoff

Vielleicht hätte man auch die Örtlichkeit mehr verfremden sollen, statt Twajan und den Fluss Itscha (Ischta) … Das wäre aber die Aufgabe der Lektoren …

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Isolierung und Enge: Miertsching in Labrador

Beim Schreiben des Buches über das Leben von Johann August Miertsching beschäftigen wir uns gerade mit seinem Aufenthalt in Okak, einer der damals vier Missionsstationen der Herrnhuter Brüdergemeine – oder: Moravian Church – an der rauen Küste von Labrador (Nunatsiavut) im heutigen Ostkanada.

An der rauen Küste von Nunatsiavut: die vormalige Missionsstation Hebron
An der rauen Küste von Nunatsiavut/Labrador – hier mit der vormaligen Missionsstation Hebron

Die Missionsstation Okak lag in einer geschützten, aber sonnenarmen Bucht auf der westlichen der beiden „Okak Islands“ vor der Küste. Um die nächstgelegenen Missionsorte Hebron im Norden oder Nain im Süden zu erreichen, waren jeweils weit über 100 km zurückzulegen. Per Hundeschlittengespann ging das nur von Januar bis April, wenn die Insel durch festes Eis mit dem Land verbunden war.

Diese Isolierung wurde durch die Wohnverhältnisse kontrastiert. Die Missionare unterschiedlichen Alters, Ehepaare mit kleinen Kindern und ledige Männer lebten in Okak – wie damals auch an den drei anderen Missionsorten – unter einem Dach in einer Wohngemeinschaft auf sehr engem Raum. Dass dies viel Anlaß zu zeitweiligen oder auch andauernden Konflikten bot, kann man sich leicht vorstellen. Beim Studium der Dokumente begriffen wir schnell, dass unter den Brüdern und Schwestern in den vier Gemeinen nicht nur eitel Sonnenschein und Harmonie herrschte. Eifersucht, Geltungsdrang, verletzter Stolz oder Zurücksetzungen konnten oft durch geduldige Aussprachen wieder ausgeglichen werden; manchmal waren jedoch Zank- und Herrschsucht, sogar regelrechtes Mobbing an der Tagesordnung – wie etwa mehr als ein Jahrzehnt lang in Hebron.

Okak in der Mitte des 19. Jahrhunderts
Okak – Lithographie nach Zeichnung, Mitte des 19. Jahrhunderts
© Archiv der Evangelischen Brüdergemeine Herrnhut

Miertsching hatte sich in Okak bald eingelebt, mit den Umständen hervorragend arrangiert, war sehr erfolgreich tätig und hatte während der 5 Jahre mit den meisten seiner Mitbewohner ein insgesamt gutes Verhältnis. Doch wie wir erfahren mussten, gab es auch hier wiederholt Spannungen, verstärkt durch Enge auch im geistigen Bereich, die letztlich zu einem folgenschweren Konflikt führten …

Die guten Erinnerungen an Labrador haben ihn aber noch in seinen letzten Lebensjahren erfüllt, wie von seinem späteren Schwiegersohn Hermann Theodor Jannasch beschrieben wurde. Am 30. März 1875, an einem eisigen Wintertag heute vor 146 Jahren, verstarb Johann August Miertsching im Alter von nur 57 Jahren. Sein Grabstein auf dem Gottesacker in Kleinwelka bei Bautzen, den wir vor vielen Jahren noch mühsam suchen mussten, wurde vor einigen Jahren restauriert und ist mittlerweile deutlich markiert.

Miertsching Grab
Miertschings Grab auf dem Gottesacker in Kleinwelka

Nachtrag vom März 2022: Wir freuen uns sehr, dass unser Buch „Weil ich ein Inuk bin. Johann August Miertsching – ein Lebensbild“ im Sommer 2022 im Berliner Lukas Verlag erscheinen wird.

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Ballonfahrer: Andrée – Wegener – Pückler

Gestern hörten wir den überaus interessanten online-Vortrag von Birgit Lutz in der Reihe Arktischer Mittwoch über die Ballonfahrt von Ingenieur Salomon August Andrée und seinen Gefährten im Jahre 1897. Sie begann auf Spitzbergens Insel Danskøya, sollte zum Nordpol und weiter nach Sibirien gehen, endete jedoch nach 66 Stunden irgendwo auf dem Eis; die Verunglückten schafften es bis nach Kvitøya, der „Weißen Insel“, wo sie zu Tode kamen. Gleich zu Beginn des Vortrags fielen mir spontan zwei andere berühmte Ballonfahrer ein.

Denkmal für Andrees Expedition auf Danskøya
Denkmal für Andrées Expedition auf Danskøya

Da war der später berühmte Polarforscher Alfred T. Wegener, der mit seiner Theorie der Kontinentalverschiebung die Grundlage für das Modell der Plattentektonik schuf, damit jedoch erst nach seinem Tod Anerkennung und Bestätigung fand.

Büste von Alfred T. Wegener im AWI
Büste von A.T. Wegener im AWI

Neun Jahre nach Andrée, am 5. April 1906, stiegen Alfred und sein Bruder Kurt Wegener, damals Assistenten am Königlich-Preußischen Aeronautischen Observatorium Lindenberg bei Beeskow, in Reinickendorf bei Berlin zu einer denkwürdigen Ballonfahrt auf. Der Ballon war mit 1200 m3 Wasserstoff gefüllt. Sie wollten meteorologische Daten aus der höheren Atmosphäre gewinnen und überprüfen, wie man in der Nacht astrononomische Ortsbestimmungen vornehmen kann. Nach einer 52-stündigen Fahrt kamen sie am 7. April 1906 bei Laufach im Landkreis Aschaffenburg wieder auf den Boden und stellten damit einen Rekord im Dauerflug auf. Dieser galt damals – weil man Andrées Ergebnis noch nicht wissen konnte, da dessen Expedition verschollen war – als Weltrekord.


Im Alfred-Wegener-Museum in Zechlinerhütte bei Berlin kann man das Original des aus Weidenruten geflochtenen Ballon-Korbes besichtigen. – Übrigens: Für alle, die wissen möchten, was es mit dem zu Ehren Wegeners gegründeten und legendären „Continental Drift Club“ auf sich hat, gibt es hier einen Hinweis.

Ballonkorb
Ballonkorb von 1906
Alfred-Wegener-Museum Zechliner Hütte

Der andere Ballonfahrer, ein betuchter und damals prominenter Mann, unternahm eine ziemlich abenteuerliche Fahrt bereits im Jahre 1816. Allerdings in professioneller Begleitung des berühmten Luftfahrtpioniers Gottfried Reichard, der 1810 als zweiter deutscher Ballonfahrer in die Geschichte einging und damals bereits auf sechs Fahrten in den hohen Lüften Erfahrungen gesammelt hatte; seine Frau Wilhelmine (Minna) war übrigens 1811 die erste deutsche Ballonfahrerin.

Luftfahrtpioniere Wilhelmine und Gottfried Reichard
Wilhelmine und Gottfried Reichard
Fotos von Adolph Friedrich Kunike

Der Abenteurer ließ sich das Vergnügen 600 Reichsthaler kosten, startete vor großem Publikum in Berlin am Gendarmenmarkt und stieg weit über drohende Wolkengebilde auf. Sie landeten schließlich nach Anbruch der Dämmerung in der Nähe von Potsdam auf einer großen Fichte – so sein eigener Bericht. Es war Hermann von Pückler-Muskau, ein sehr widersprüchlicher Mensch, zum einen ein verwöhnter Lebemann, der Verrücktheiten bis zum Übermut trieb; zum anderen Aufklärer, Anhänger und Förderer liberaler und demokratischer Ideen, jedenfalls aber ein scharfsinniger, aufgeschlossener, gerechtigkeitsliebender Mensch, Buchautor und bahnbrechender Park- und Landschaftsgestalter.

Heute jährt sich übrigens zum 150. Mal sein Todestag!

Pückler - Zeichnung von Moritz Michel Daffinger
Hermann von Pückler-Muskau
Zeichnung von Moritz Michel Daffinger
Pückler - Bücher von und über ihn
Pückler – Bücher von und über ihn

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Seume – Kohlmeister – Chamisso

Frühe Berichte über Nordamerika

Vor 200 Jahren war in Deutschland das Wissen über Nordamerika begrenzt. Frühe Berichte über den entfernten Kontinent stammten etwa von Hessischen Söldnern in Diensten der Briten aus Nova Scotia – unter ihnen Johann Gottfried Seume, der später als Schriftsteller berühmt geworden ist; von Missionaren, zum Beispiel von den Herrnhutern in Labrador im Nordosten des heutigen Kanada; oder von Naturforschern wie Adelbert von Chamisso, der an der Rurik-Expedition von Otto von Kotzebue teinahm, die u.a. nach dem heutigen Alaska führte. Die Berichte behandeln Themen wie die Tier- und Pflanzenwelt, sie beschreiben die Landschaften, das Klima und die dort lebenden indigenen Völker: Mi’kmaq, Inuit und Inupiat.

Seume
Johann Gottfried Seume
Stich von A. W. Böhm nach Schnorr von Carolsfeld, 1809

In diesen Tagen jähren sich die Geburtstage von Johann Gottfried Seume (29.1.1763), dem Herrnhuter Missionar Benjamin Gottlieb Kohlmeister (13.2.1756) und Adelbert von Chamisso (30.1.1781), die von ihren Reisen nach Nordamerika mit erstaunlich nicht-kolonialem Blick berichtet hatten und deren „Reisewerke“ auch mit einem Abstand von rund 200 Jahren überaus lesenswert sind.

Little Dutch Church
Die „Little Dutch Church“ in Halifax stand schon, als sich Seume dort aufhielt

Für Seume, der 1782/83 in Halifax stationiert war, waren die Mi’kmaq „sogenannte Wilde“, denn er legte Wert auf die Unterscheidung dessen, was über sie erzählt wurde, von dem, was er selbst mit ihnen erlebt hatte. Er schätzte ihre Freundlichkeit, ihren Anstand (festgehalten in seinem berühmten Gedicht „Der Wilde“) wie auch ihre Fertigkeiten: „… Sie kamen gewöhnlich zur See, in ihren bekannten Booten von Birkenrinde, die meisterhaft gebaut waren und die sie mit ihren kleinen Rudern ebenso meisterhaft zu führen verstanden. Die englischen Matrosen, die es ihnen nachtun wollten, verloren sehr oft das Gleichgewicht und fielen in die See, worüber denn die Indier und über das europäische schwerfällige Schwimmen recht herzlich lachten. Sie machen mit diesen Booten große Küstenreisen und stechen damit außerordentlich weit in die See.“

Seume mit Mi'kmaq in Nova Scotia
Illustration, die sich Seumes Aufenthalt in der Halifax umgebenden Natur bezieht und einen Mi’kmaq zeigt

Kohlmeister und sein Missionarskollege Johann Georg Kmoch waren 1811 die ersten Europäer, die unter Führung und Begleitung von 20 Inuit den nördlichen Teil Labradors umrundeten.

Kohlmeister - Archiv EBU Herrnhut
Porträt von Kohlmeister
Archiv der Evangelischen Brüderunität Herrnhut

Das Schiff gehörte dem Inuk Jonathan, der mit seiner Mannschaft die Missionare auf ihrer Erkundungsreise führte. Dank der langjährigen Erfahrungen der Inuit beim Befahren der schwierigen Gewässer um Labrador und der Sprachkenntnisse von Kohlmeister und Kmoch war die gemeinsame Expedition erfolgreich.

Kaumajet Mountains
Die Kaumajet Mountains an der Nordküste von Labrador (Nunatsiavut)
Kohlmeister-Kmoch, Titelblatt
Der Bericht über die Erkundungsreise von Kohlmeister und Kmoch wurde in englischer Sprache veröffentlicht

An der Expedition von Kotzebue auf der „Rurik“ nahmen neben dem Kapitän und Chamisso zwei weitere Deutschstämmige teil, der Schiffsarzt und Zoologe Johann Friedrich Eschscholtz und der Expeditionsmaler Ludwig Choris.

Chamisso Monument
Büste von Chamisso am Monbijou-Park, Berlin

Die Expedition ist gut dokumentiert, da es neben Kotzebues Expeditionsbericht eine Art Gegendarstellung Chamissos gibt. Beide Bücher enthalten Zeichnungen von Choris, die die Reisebeschreibungen lebendig illustrieren und frei von Diskreditierung der „Wilden“, aber auch von Romantisierung und Verklärung sind. Durch Zufall wurde Choris‘ verlorengegangenes Tagebuch 1986 in einer Pariser Bibliothek entdeckt; es ergänzt nun die Berichte von Kotzebue und Chamisso auf wunderbare Weise.

Frühe Darstellung von Eiskeilen (Permafrost) von Ludwig Choris

In allen drei Büchern spielt der 8. August 1816 eine besondere Rolle, da unter diesem Tag ein bis dahin kaum bekanntes Phänomen im Kotzebue Sound beschrieben wurde: Permafrost. Chamisso führte dazu aus: „… daß in Asien und Amerika unter hohen Breiten das angeschwemmte Land nirgends im Sommer auftaut; … dasselbe bis zu einer großen Tiefe fest gefroren befunden worden ist und dass stellenweise das Eis, oft Überreste urweltlicher Tiere führend, als Gebirgsart und als ein Glied der angeschwemmten Formation vorkommt, mit vegetabilischer Erde überdeckt und gleich anderem Grunde begrünt… Wo aber die Erde den alten Kern zutage zeigt, da mögen andere Temperaturverhältnisse stattfinden und unter gleichen Breiten mit der Eisformation Quellen anzutreffen sein.“ Heute wissen wir, dass das in den letzten Jahren immer stärkere Tauen des Permafrosts ein trauriges Zeichen für die Erwärmung der Erde infolge menschlicher Aktivität ist.

Thermokarst - tauender Permafrost
Thermokarst: Tauender Permafrost – mit grauem Schmutz überzogenes Eis, Northwest Territories, Kanada

Kotzebue hat freundlicherweise seine Mitreisenden bei der Namensgebung an Alaskas Küste bedacht: „Chamisso Island“, „Choris Peninsula“ und „Eschscholtz Bay“. Auch nach Kmoch und Kohlmeister wurden jeweils Inseln vor der Nordspitze Labradors benannt. Dem Dichter Seume aber sind in Übersee wohl noch keine Ortsbezeichnungen gewidmet worden.

Mehr hier: Seume – von Poserna über Halifax und Syrakus nach Teplice

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Eine starke Frau

Clementine Auguste Miertsching, geb. 31.12.1827

Hätte ich an meiner lieben Frau nicht so eine verständige, umsichtige und liebevolle Gehülfin, so würde mir besonders im Anfang bei der Unbekanntschaft des Geschäfts, Sprache und Menschen noch viel schwerer geworden sein; aber auch hierin sehe ich aufs neue wie der Herr im voraus für mich gesorgt hat, dass er mir diese Person, ohne mein Dazutun … zugeführt hat …, schrieb Johann August Miertsching 1858 nach Deutschland. Da lebte das junge Paar etwas über ein Jahr an ihrer neuen Wirkungsstätte in Südafrikas Kapregion.

Clementine Auguste Miertsching mit Tochter Marie
Clementine Auguste Miertsching, geb. Erxleben, mit Tochter Marie; © Sammlung Jannasch

Die am 31. Dezember 1827 geborene Clementine August Erxleben hatte als Gouvernante und Lehrerin gearbeitet, bevor sie im Oktober 1856 mit Johann August Miertsching getraut wurde. Der war von der Herrnhuter Brüdergemeine zur Missionsstation Elim entsandt worden, gemeinsam mit seiner nunmehr ihm frisch angetrauten Ehefrau. Eine schlanke, fast zerbrechlich aussehende, aber doch sehr starke Frau hinter dem durch seine vorangegangene Arktisexpedition seinerzeit bekannten Polarreisenden und Menschenfreund.

Kirche in Elim
Kirche in Elim

Dies zeigte sich auch bei der Geburt der kleinen Marie, ihrem ersten Kind. „Obwohl meine liebe Frau des Morgens etwas über unbekannte Kreuzschmerzen klagte, blieb sie doch wohl bis 11 Uhr Vormittag, da sie sich genöthigt fand niederzulegen, und eine halbe Stunde später hatten wir ein munteres Töchterlein.“ – In Erinnerung an sie geht hiermit ein Gruß an die auf mehreren Kontinenten lebenden zahlreichen Nachfahren Clementine Augustes.

Nachtrag vom März 2022: Wir freuen uns sehr, dass unser Buch „Weil ich ein Inuk bin. Johann August Miertsching – ein Lebensbild“ im Sommer 2022 im Berliner Lukas Verlag erscheinen wird.

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„Heroldsruf in eine glückliche Zeit“

Aus Anlass des 150. Geburtstag des Tibetforschers August Hermann Francke erinnern wir an seine Zeit als ungewöhnlicher Pädagoge in Kleinwelka

Im Alter von nur 7 Jahren wurde Hans Windekilde Jannasch, ein Enkel von Johann August Miertsching, von seinen Eltern aus Labrador nach Deutschland geschickt, wie es damals für Kinder der Herrnhuter Missionare üblich war, um als „Waisenkind auf Zeit“ die Schule zu besuchen. Zuvor hatte er in Nain bereits ein Vierteljahr lang gemeinsam mit Inuit-Kindern Lesen und Schreiben gelernt. Nach wochenlanger Schiffsreise über den Atlantik kam er schließlich im Herbst 1891 in Kleinwelka bei Bautzen an, um bald in die hiesige Schulanstalt der Herrnhuter Brüdergemeine einzutreten. Hier litt er sehr unter der lieblosen und straffen Anstaltserziehung. Jahrzehnte später schrieb er: ganz dem Namen Kleinwelka entsprechend, „welkte“ er dort vor sich hin; er schilderte „Tiefpunkte meines damaligen Daseins“, das – ohne Schutz und Wärme der Familie – voller Schwermut und Qual gewesen sein muss.

Knabenanstalt Kleinwelka
Knabenanstalt in Kleinwelka; das Gebäude in dieser Gestalt wurde 1898 fertiggestellt

Im nächsten Schuljahr aber änderte sich alles, denn da trat ein neuer Lehrer auf den Plan: August Hermann Francke. Das fröhliche „Guten Morgen“ des jungen Mannes mit „wirrem dunklen Haarschopf“ und „lachenden blauen Augen“ war für den kleinen Hans einen „Heroldsruf in eine glückliche Zeit“. Das war ein Lehrer, der mit den Kindern sprach wie mit Erwachsenen; der ihnen zuhörte; der sie fragte: nach ihren abwesenden Eltern und nach ihnen selbst; der sie in ihrem Heimweh tröstete. Und er erzählte ihnen auf lebendige und anschauliche Art Geschichten, Heldensagen und Märchen, oder er erfand welche – und verknüpfte das mit dem zu Lernenden, ob in Deutsch, Geschichte, Erd- und Naturkunde oder beim Rechnen.

Hans Windekilde Jannsch
Hans Windekilde Jannasch als Schüler

Francke musste gar nicht kommandieren, wie es die anderen Lehrer taten. Die Knaben waren begeistert und hochmotiviert, wenn er mit ihnen in die Natur hinauszog und dort bei Geländespielen das im Unterricht Gelernte lebendig werden ließ. Er wusste die Fantasie der Kinder zu beflügeln, er regte sie zur Naturbeobachtung an, und der Unterschied zwischen Schule und Freizeit verschwamm für den kleinen Hans Windekilde Jannasch „zu einem einzigen Glück“.

Sorbische ("wendische") Tracht
„Wendische“ Trachten – Festtag (links) und Alltag (rechts)

Die Schulklasse wurde bereits damals zum Zeugen von Franckes linguistischem Interesse. Die Herrnhuter Kolonie Kleinwelka war zwar einst von Sorben gegründet, aber nach und nach hatte die deutsche Sprache Oberhand gewonnen. Doch lebten noch immer viele „Wenden“, wie die Sorben damals genannt wurden, im Dorf und in der Umgebung. Während seines Aufenthalts hier erlernte Francke ihre Sprache. Auf den Spaziergängen und Wanderungen mit seiner Schulklasse versuchte er sie anzuwenden, wann immer sie auf eine „wendische Bauersfrau“ trafen.

Die "Vierten" (Francke)
Francke schrieb später eine Erzählung über seine Zeit mit den „Vierten“, den Kindern der vierten Klassenstube, denen er für die spielerischen Unterrichtungen Rollen-Namen gegeben hatte. Wie man sieht, hatten diese Missionarskinder die unterschiedlichsten Geburtsländer

Jannasch schrieb, dass Francke sich von seinem kümmerlichen Gehalt von 20 Mark im Monat keine Bücher leisten konnte. Daher entlieh er sie aus der Bibliothek – und ließ sich das für ihn Interessante von den Kindern kopieren, indem sie es gewissermaßen als Schreibübung für ihn sorgfältig abschrieben – darunter Aufsätze über Phonetik und Texte in Sanskrit, von denen sie selber dabei natürlich nicht das Geringste verstanden. Jahre später, als Jannasch einmal Francke besuchte, zeigte der ihm ganze Bände dieser Abschriften und versicherte ihm, dass die Schulkinder ihm damals einen unschätzbaren Dienst erwiesen hätten.

Text aus Tibet
Tibetischer Text – aus „LA-DVAGS-RGYAL-RABS“ (Chroniken von Ladakh)

Die Schüler erlebten Francke als unkonventionell, originell, anspruchslos und sehr großzügig. Das etwas bessere Essen, das er als Lehrer bekam, tauschte er oft mit einem besonders hungrigen Schüler. In den Sommerferien war er mit 60 Mark Reisegeld nach Schottland aufgebrochen. Bei Schulbeginn fehlte er: völlig abgerissen und ausgehungert wurde er auf der Dresdener Polizeiwache festgehalten, wo niemand ihm glauben wollte, dass er Lehrer war – bis der Schuldirektor ihn dort abholte.

Kyelang in Tibet
Kyelang, eine Siedlung der Herrnhuter Mission in Tibet, in der Francke tätig war

1896 wurde Francke zum Dienst für die Herrnhuter Mission nach Tibet berufen. Seine Halbcousine Marie Benemann, damals Schülerin an der Mädchenanstalt in Kleinwelka, erinnerte sich später, wie er eines Abends mit seiner jungen Braut Dora Weiz, bis dahin Lehrerin an der Mädchenanstalt, in ihr Elternhaus kam, um sich zu verabschieden. Das war doch ihre Lieblingslehrerin! Tränenüberströmt flehte sie Francke an, ob er nicht stattdessen eine andere Lehrerin mitnehmen könnte, die ihr verhasst war; damals wusste das kleine Mädchen allerdings noch nicht, was eine Braut ist.

August Hermann Francke mit seiner jungen Familie
August Hermann Francke mit seiner jungen Familie

August Hermann Francke reiste 1897 zwar als Missionar nach Tibet, doch als er nach 10 Jahren zurückkehrte, war er zu einem echten, allseits geschätzten Tibetologen, Archäologen, Ethnologen, Sprachkundigen und Übersetzer geworden. Von 1914 bis 1916 ging er zurück nach Asien, doch brachte der Ausbruch des 1. Weltkrieges ein unerwartetes schnelles Ende seiner Expedition, die in britischer Kriegsgefangenschaft endete. Ohne ein klassisches Hochschulstudium absolviert zu haben, erhielt er einen Ehrendoktortitel (1911), habilitierte sich 1922 und wurde 1925 als Professor an die Berliner Universität berufen. Doch die vielen „mageren“ Jahre hatten seine Gesundheit so angegriffen, dass er schon 1930, gerade einmal 50jährig, verstarb.

Grabstein Franckes in Rixdorf
Der Grabstein von August Hermann Francke auf dem Gottesacker der Herrnhuter Brüdergemeine in Berlin-Rixdorf

Für Hans Windekilde Jannasch war Francke eine solch prägende Persönlichkeit, dass er selbst nicht in die Fußstapfen seiner Eltern trat, wie die Herrnhuter dies von Missionarskindern erwarteten, sondern das Lehrerstudium wählte. Dabei verfolgte er – angeregt durch seine eigenen Erfahrungen und seine Erlebnisse mit Francke – Ansätze, die im Gegensatz zur herkömmlichen Pädagogik standen und ihn schließlich zum Reformpädagogen werden ließen. Er versuchte, sowohl in der Praxis – an Freien Schulen und Reformschulen, vor allem im Landschulheim in Holzminden – wie auch in der Theorie, mit Büchern und als Professor für Praktische Pädagogik an Hochschulen in Altona, Hirschberg und zuletzt Göttingen – kindgerechte, alternative Methoden umzusetzen. – Übrigens hatten bereits seine Großeltern Johann August Miertsching und Clementine Auguste Miertsching Erfahrungen im Unterrichten von Kindern – bei den Inuit in Labrador bzw. bei den Khoi-San in Südafrika.

Bis Ende April gibt es eine interessante Ausstellung über das Wirken Franckes im Museum im Böhmischen Dorf Rixdorf (Neukölln).

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Fürst Pückler-Muskau und der Nordpol

Heute vor 235 Jahren wurde Hermann Ludwig Heinrich Graf von Pückler-Muskau auf Schloss Muskau in der Oberlausitz geboren. 1822 war er von Preußens König Friedrich Wilhelm III. in den Fürstenstand erhoben worden, was Pücklers weitgesteckten Ambitionen als unabhängiger – gelegentlich irrlichtender – Geist, fast manischen Reisenden, begnadeten Landschaftsarchitekten, zu seiner Zeit erfolgreichen Schriftsteller und bis ins hohe Alter promiskuitiver Liebhaber Auftrieb gegeben hatte.

Fürst Pückler
Hermann von Pückler-Muskau
Stich nach einem Gemälde von Franz Krüger

Heute ist Fürst Pückler hauptsächlich als Gestalter der beispielhaften und sehenswerten Landschaftsparks im englischen Stil in Bad Muskau, Branitz und Babelsberg in Erinnerung – sowie als Namensgeber für das Pückler-Eis, dessen „Erfinder“ aber gar nicht der Fürst selbst war. War es, wie manche schreiben, ein cleverer Konditormeister in Cottbus oder Berlin, der den Fürsten als Namenspatron benutzte? Oder vielleicht der königliche Hof-Koch Jungius, in dessen Kochbuch die älteste gedruckte Variante des Rezepts auftaucht?

 Muskauer Park mit  Schloss
Muskauer Park mit Schloss
Hier wurde Hermann von Pückler geboren
Muskauer Park
Das Werk des Landschaftsgestalters – Muskauer Park

Was hatte Fürst Pückler aber nun mit dem Nordpol zu tun?

Durch den extensiven Ausbau seines Schlossparks in Muskau war der Fürst in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten gekommen, so dass seine Gemahlin, Lucie von Hardenberg, einer Scheidung zustimmte, damit er sich neu – dieses Mal noch viel reicher als zuvor – verheiraten könnte. Die Suche nach einer Superreichen führte ihn auch nach England und Irland. Die Brautschau war allerdings nicht erfolgreich, doch sein Buch über diese Reise „Briefe eines Verstorbenen“ war zu seiner Zeit ein Bestseller und ist noch immer lesenswert. Auf dieser Reise begegnete Fürst Pückler vielen interessanten Leuten, unter ihnen auch Englands damals erfolgreichsten Arktisforscher William Edward Parry, der sich gerade zur Abfahrt nach Spitzbergen bereitmachte, um von dort per Schlitten den Nordpol zu erreichen.

William Edward Parry
Sir William Edward Parry, Gemälde von Samuel Drummond, 1820
© National Portrait Gallery, London

Fürst Pückler berichtete darüber im 14. Brief [Kapitel] seines Buches: „Den 26ten [26. März 1827]. Diesen Vormittag bestimmte ich zu einer Exkursion nach Deptford, um Captain Parrys Schiff Hekla zu besehen, das in wenigen Tagen nach dem Nordpol absegeln soll. Ob es ihn aber erreichen wird, ist eine andere Frage. Wenn es Parry nur nicht wie dem armen Grafen Zambeccari [ein verunglückter italienischer Ballonfahrer] geht, der von seiner letzten Luftfahrt noch bis zu dieser Stunde nicht zurückgekehrt ist.

Spitzbergen - Svalbard
Spitzbergen

Captain Parry machte die Honneurs seines eigentümlichen Fahrzeugs mit sehr viel Artigkeit, und sein Benehmen entspricht ganz dem eines freimütigen, besonnenen und kühnen Seemanns, als welcher er bekannt ist. Ein paar seltsam geformte Boote lagen auf dem Verdeck des Schiffes, die zugleich als Eisschlitten dienen sollen. …

Parry Expedition - Schlitten
Mit Kufen versehene Boote und einfache Schlitten der Parry-Expedition, mit denen der Nordpol erreicht werden sollte

Das Schiff selbst hat doppelte Wände, die mit Kork ausgefüllt sind, um die Wärme besser zusammenzuhalten, und außerdem wird es mit conduits de chaleur [Heizröhren] geheizt. Alle Provisionen bestehen aus den stärksten Extrakten, so dass ein ganzer Ochse in seiner Quintessenz in die Rocktasche gesteckt werden kann, gleich den Stereotypes der chefs d’oeuvres [Meisterwerke] der ganzen englischen Literatur in einem Bande. Alle Offiziere schienen Männer von großer Auswahl, besonders fand ich an dem Lieutenant Ross, der Parry auf allen seinen Fahrten begleitet hat, einen sehr feinen und liebenswürdigen Mann. Das Schiff wimmelte von Besuchern, die fortwährend die Strickleitern hinanklommen, und man konnte nicht ohne das lebhafteste Interesse diese Schiffmannschaft betrachten, die so heiter den größten Gefahren und Mühseligkeiten entgegenging, nur der Wissenschaft zuliebe und um eine erhabene Neugierde zu befriedigen.“

HMS Hecla
HMS Hecla

Bei dem erwähnten Leutnant Ross handelte es sich um James Clark Ross, der später – gemeinsam mit dem sich ebenfalls an Bord der Hecla befindenden Francis Crozier – als erster überhaupt große Teile der Antarktis vermessen konnte. Während Parry und Ross von allen ihren Polarreisen nach England zurückkehrten, ohne jedoch den Nord- bzw. den Südpol erreicht zu haben, konnte das Schicksal von Crozier bis heute nicht aufgeklärt werden. Er starb als zweiter Kommandeur der Franklin-Expedition zur Entdeckung der Nordwestpassage in der Arktis irgendwo bei King William Island, wie auch Sir John Franklin und der Rest seiner Schiffskameraden.

James Clark Ross
Commander James Clark Ross,
von John R. Wildman, 1834, National Maritime Museum London

Bei einer der Suchexpeditionen nach Franklin, Crozier und Co. war übrigens der Oberlausitzer Sorbe und Herrnhuter Missionar Johann August Miertsching mit dabei. Ob Fürst Pückler-Muskau jemals von Miertsching gehört hatte – oder umgekehrt – ist nicht bekannt. Doch es gibt Zusammenhänge zwischen dem Schuhmacher und dem Fürsten: Dessen Standesherrschaft Bad Muskau liegt nicht weit weg von Gröditz bzw. Kleinwelka, wo Miertsching längere Zeit lebte; die Orte liegen jeweils nur wenige Kilometer voneinander entfernt in der Nähe von Bautzen. Dazu kommt, dass der junge Graf einst sogar die Schulanstalt der Herrnhuter Brüdergemeine in Uhyst besucht hatte, wenn auch mit wenig Begeisterung; sie blieb ihm in schlechter Erinnerung. Zudem gehörte Fürst Pückler zu den Sponsoren der Deutschen Nordpolar-Expedition. Für diese war Miertsching als Übersetzer angefragt worden; er stand jedoch nicht zu Verfügung, da er sich in der betreffenden Zeit in Genadendal (Südafrika) aufhielt.

Germania und Hansa
Auslaufen der Schiffe Germania und Hansa zur Zweiten Deutschen Polarexpedition 1869 von Bremerhaven – Holzstich nach Carl Fedeler
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In die Magellan-Straße

Es war ein Portugiese im Dienste der spanischen Krone, Fernando Magellan, der vor genau 500 Jahren, am 21. Oktober 1520, mit seinen Männer das Cabo Virgenes weit im Süden von Amerika erreichte. Sie waren die ersten Europäer an diesem Ort, und es war ihnen damals noch nicht klar, dass sie alsbald weiter im Westen einen Wasserweg finden würden, der sie durch Patagonien bis zum Pazifik führen sollte.

Strait_of_Magellan_by_Jodocus_Hondius
Magellanstraße – Karte von Jodocus Hondius, 1606; Süden ist oben, Norden unten

Bis heute heißt diese Wasserstraße, in deren Süden Feuerland (Terra del Fuego) liegt, nach ihrem (europäischen) Entdecker Magellan-Straße.

Ferdinand Magellan
Ferdinand Magellan

Über hunderttausend Paare Magellan-Pinguine – neben vielen anderen Vogelarten – nisten zwischen September und April am Cabo Virgenes. Magellans Chronist Antonio Pigafetta wird zugeschrieben, der Entdecker der bis dahin in Europa unbekannten Vogelart zu sein. Er bezeichnete sie allerdings als „Wildgänse“.

Magellan-Pinguine  – Foto: Ludwig Winklhofer
Magellan-Pinguine – Foto: Ludwig Winklhofer

330 Jahre nach Pigafetta, 1850, erreichte HMS Investigator das Cabo Virgenes. Dieses Schiff sollte sich gemeinsam mit HMS Enterprise in die Arktis begeben, um auch vom Westen her, von der Beringstraße aus, nach der vermissten Franklin-Expedition zu suchen, die 5 Jahre zuvor in England aufgebrochen war. Johann August Miertsching, ein Sorbe aus der Oberlausitz, war als Übersetzer für Inuktitut an Bord. Er schrieb am 15. April 1850 in sein Reisetagebuch: „Tausende weiße große Vögel am Ufer gesehen!“ Auf den baumlosen grünen Hügeln in der Nähe des Kaps beobachtete er Herden von Guanakos.

Felszeichnungen im Hochland von Patagonien
Alte Felszeichnungen der indigenen Bewohner im Hochland von Patagonien

Als HMS Investigator in einer Bucht ankerte, erhielten sie Besuch von Tehuelche, die seit Tausenden von Jahren im Süden von Patagonien lebten.

Feuerland
Feuerland

HMS Investigator ließ Feuerland links liegen und durchfuhr die Magellan-Straße; über Sandy Bay – wo sich heute Punta Arenas befindet – und Port Famine erreichte das Schiff den Pazifik, segelte weiter gen Norden und kam im August ins Polarmeer.

Street Art in Punta Arenas zum Gedenken an die Tehuelche
Street Art in Punta Arenas zum Gedenken an die Tehuelche

Die Magellan-Straße, einst eine wichtige Verbindung von Atlantik und Pazifik, hat mit der Einweihung des Panama-Kanals einen großen Teil ihrer Bedeutung verloren. In Punta Arenas, der größten Stadt Patagoniens, konnten wir nur noch wenige Zeugnisse der indigenen Urbevölkerung entdecken, die durch die europäische Kolonisierung immer weiter verdrängt wurde.

An Fernando Magellan erinnern dagegen ein Denkmal und ein Nachbau der Victoria, das einzige Schiff seiner Expedition, das nach der Beendigung der ersten Weltumsegelung am 6. September 1522 wieder nach Spanien gelangt war. Magellan selbst war schon am 27. April 1521 während einer kriegerischen Auseinandersetzung gestorben.

Karte von Ortelius mit Magellans Schiff Victoria
Karte von Ortelius mit der Victoria, dem verbliebenen Schiff von Magellans Flott

Nachtrag vom März 2022: Wir freuen uns sehr, dass unser Buch „Weil ich ein Inuk bin. Johann August Miertsching – ein Lebensbild“ im Sommer 2022 im Berliner Lukas Verlag erscheinen wird.

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Knud Rasmussen als Filmemacher

Vor knapp 87 Jahren verstarb am 21.12.1933 der bekannte grönländisch-dänische Polarforscher Knud Rasmussen im Alter von nur 54 Jahren infolge einer Lebensmittelvergiftung. Als Sohn eines dänischen Missionars und Enkel einer Angehörigen der Kalaallit (Inuit) in Ilulissat an der Westküste Grönlands geboren, war er gemeinsam mit den grönländischen Nachbarskindern aufgewachsen und lernte von Beginn an ihre Sprache, Kalaallisut, was ihm seinen späteren ungewöhnlichen Lebensweg erst ermöglichte.

Geburtshaus von Knud Rasmussen
Geburtshaus von Knud Rasmussen

Rasmussen war nicht nur Ethnologe und Schriftsteller, sondern auch Hundeschlittenführer und Extremreisender. Während seiner sogenannten 5. Thule-Expedition befuhr er mit dem Schlitten die Nordwestpassage von Grönland bis nach Tschukotka – gerade noch rechtzeitig, bevor der Einfluss der weißen Händler, Missionare, Seeleute und Siedler begann, die Kultur der Inuit zu verändern.

Denkmal für Rasmussen in Ilulissat
Denkmal für Rasmussen in Ilulissat

Was weniger bekannt ist: Rasmussen war auch ein Filmemacher, der von den damals neuen Medien so beeindruckt war, dass er beschloss, einen eigenen Film über das Leben der Grönländer an der Ostküste zu schreiben und zu produzieren. Rasmussen war nicht der erste Filmemacher, der die Arktis und seine Bewohner zum Gegenstand eines Filmes machte. Bereits 1901 wurden unter der Marke Thomas A. Edison drei kurze Filmszenen veröffentlicht, die Inuit im sogenannten Esquimaux Village der Pan American Exposition in Buffalo bei verschiedenen Aktivitäten zeigen.

Nancy Columbia (Mitte) 1911 in Berlin Halensee
Nancy Columbia (Mitte) 1911 in Berlin Halensee

Um 1910 erschienen Filme mit ehemaligen Akteuren von Völkerschauen, die auch in Deutschland zu sehen waren. Prominente Darstellerin war Nancy Columbia, die auch an dem Drehbuch für The Way of the Eskimo von Selig Polyscope beteiligt war. Nancy Columbia ist damit die erste Filmemacherin der Inuit. Weitere Filme zum Thema Arktis waren Polar Hunt (1914, A. E. Kleinschmidt), Nanook of the North (1922, Robert Flaherty) und Milak der Grönland-Jäger (1932, Georg Asagaroff und Bernhard Villinger).

Prospekt "SOS Eisberg"
Prospekt „SOS Eisberg“

Der bekannte Bergfilmer Arnold Fanck war 1931 in einem Magazin auf Fotografien von Eisbergen in Grönland gestoßen. Das erinnerte ihn sofort an Alpengletscher, die in seinen bisherigen Filmen eine wichtige Rolle gespielt hatten. Er beschloss, seinen nächsten Film unbedingt in Grönland zu drehen, was aber nicht genehmigt wurde, da die Regierung in Dänemark im Interesse der Inuit jegliche Aktivitäten von Ausländern dort erheblich eingeschränkt hatte.

Drehort von "SOS Eisberg" in Grönland
Drehort von „SOS Eisberg“ in Grönland

Fanck packte kurz entschlossen einen seiner Filme ein, fuhr nach Kopenhagen und begab sich auf die Suche nach Knud Rasmussen, dem weltbekannten Arktisforscher. Nachdem dieser Fancks Film gesehen hatte, der ihn überaus beeindruckte, begaben sich beide auf den „Weg durch die Instanzen“ – mit dem Ergebnis, dass Fanck drehen durfte und Rasmussen zum Sponsor und Berater des Films SOS Eisberg wurde. (Auf diesen Film werden wir in einem späteren Beitrag eingehen. Nur soviel vorab: den SOS Eisberg hätte es ohne die intensive Mitarbeit Rasmussens nie gegeben.)

Filmprogrammheft "SOS Eisberg"
Filmprogrammheft „SOS Eisberg“

Knud Rasmussen hatte nun Gefallen am Medium Film gefunden, so dass er unmittelbar nach Beendigung der Dreharbeiten mit der Konzeption seines eigenen Filmes Palos Brautfahrt begann. Als Regisseur gewann er Friedrich Dalsheim. Der Film wurde 1933 in Ostgrönland ausschließlich mit Laiendarstellern gedreht. Er handelt vom Werben zweier Freunde, Palo und Samo, um das gleiche Mädchen, die schöne Navarana.

Palos Brautfahrt - Film von Knud Rasmussen
Palos Brautfahrt – Film von Knud Rasmussen

Die Freunde geraten in Streit; in einem Sängerwettstreit soll der Sieger und damit der Bräutigam für Navarana bestimmt werden. Aus dem Wettstreit wird ein Kampf, bei dem Palo schwer verletzt wird. Am Ende aber kommt Samo zu Tode, und Palo gewinnt die Braut.

Filmprogrammheft "Palos Brautfahrt"
Filmprogrammheft „Palos Brautfahrt“

Der Film zeigt die wunderschöne Natur und das traditionelle Leben der Ostgrönländer in vielen Facetten – von der Jagd bis zu einer Schamanenbeschwörung – und folgt damit ganz der Intention des Ethnologen Rasmussen. Infolge seines frühen Todes aber konnte Rasmussen die Uraufführung seines Filmes Palos Brautfahrt im Jahr 1934 nicht mehr erleben.

Knud Rasmussen mit Peter Freuchen, historische Aufnahme
Knud Rasmussen mit Peter Freuchen, historische Aufnahme

Im Gedenken an Rasmussens 5. Thule-Expedition drehte Zacharias Kunuk, ein Inuit aus der kanadischen Arktis, 2006 den Film Die Tagebücher des Knud Rasmussen – ein weiteres Meisterwerk, nach seinem Film Atarnajuat, für den er viele Preise, unter anderem eine Goldene Kamera in Cannes, erhalten hatte.

Knud Rasmussen - Porträtbüste in Ilusissat
Knud Rasmussen – Porträtbüste in Ilulissat
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Islands berühmte „Globetrotterin“

Guðríður Þorbjarnardóttir – Reisen vor tausend Jahren

Seit unserer ersten Island-Reise 1993 folgen wir den Geschichten um Guðríður (Gudridur), der vor 1000 Jahren am weitesten gereisten Frau Islands. In Laugarbrekka – zu Füßen des Snæfellsnes-Gletschers – wurde sie um das Jahr 980 auf einer Farm mit Blick auf den Atlantik geboren. Weit im Westen der heute verschwundenen Farm liegt Grönland, das eines Tages Ziel von Gudridurs Vater und seiner Tochter wurde, als sie dem Ruf Erik des Roten zur Besiedlung des „grünen“ Landes folgten.

Diese Tafel erinnert an den Hof Laugarbrekka
Diese Tafel erinnert an den Hof Laugarbrekka

Was man heute über Gudridur weiß, ist in den Sagas der Isländer niedergeschrieben, die allerdings erst lange nach den eigentlichen Geschehnissen notiert wurden. Demnach heiratete sie nach ihrer Ankunft in Grönland; doch ihr Mann starb bald. Später heiratete sie Þorsteinn, einen Sohn Erik des Roten. Dessen anderer Sohn, Leif Eriksson, gilt als europäischer „Entdecker“ Nordamerikas. Er reiste per Schiff über den Atlantik und siedelte auf dem fernen Land im Westen.

Blick von Laugarbrekka in Richtung Grönland
Blick von Laugarbrekka in Richtung Grönland

Drei Jahre nach unserer ersten Islandreise besuchten wir L’Anse aux Meadows im Norden Neufundlands. Hier hatte das Ehepaar Anne Stine und Helge Ingstad in den 1960er eine Siedlung der Wikinger gefunden, ausgegraben und anhand von Artefakten eindeutig identifiziert. Somit war ein wichtiger Teil der Sagas, die Entdeckung Amerikas durch die Wikinger, bestätigt worden.

Wunderstrand - Wonderstrand

Der „Wunderstrand“ aus den isländischen Sagas liegt im neuen
Akami−Uapishkᵁ−KakKasuak −Mealy Mountains Nationalpark Kanadas in Labrador
Rekonstruierte Grassodenhütte auf der Fundstätte in L'Anse aux Meadows
Rekonstruierte Grassodenhütte auf der Fundstätte in L’Anse aux Meadows

Nach der Rückkehr von einem vermutlich erfolglosen Versuch, das neue Land zu erreichen, verstarb Gudridurs Ehemann Thorsteinn. Sie heiratete den Händler Þorfinn Karlsefni und begab sich mit ihm und einer größeren Mannschaft nach dem von ihrem Ex-Schwager Leif so benannten Vinland.

Íslendingur in L'Anse aux Meadows im Jahr 2000
Die Íslendingur, der Nachbau eines Wikingerschiffs, erreichte L’Anse aux Meadows im Jahr 2000

Ob das Vinland der Sagas mit dem heutigen L’Anse aux Meadows oder anderen Orten in Neufundland, Nova Scotia oder vielleicht sogar Neu-England übereinstimmt, konnte bisher nicht geklärt werden.

Diese Deichlandschaft bei Yarmouth wird von manchen Forschern für Vinland gehalten
Auch diese Deichlandschaft bei Yarmouth (Nova Scotia, Kanada) wird von manchen Forschern für Vinland gehalten

Übereinstimmung besteht bei den Historikern jedoch darin, dass Guðríður während ihres mehrjährigen Aufenthalts in Nordamerika einen Sohn, Snorri, geboren hatte. Snorri gilt damit als das erste auf dem amerikanischen Kontinent geborene Kind europäischer Abstammung.

 In Laugarbrekka: Guðríður auf einem stilisierten Wikingerschiff
In Laugarbrekka: Guðríður auf einem stilisierten Wikingerschiff

Nach einigen Jahren kehrten die Reisenden aus nicht genau überlieferten Gründen nach Europa zurück und siedelten sich in Glaumbær im Norden Islands an. An die ungewöhnlichen Reisen Guðríðurs, von Island über Grönland nach Amerika und zurück, erinnert auch hier eine Skulptur des isländischen Bildhauers Ásmundur Sveinsson, die Gudrídur mit dem kleinen Snorri auf der Schulter zeigt.

 Guðríður mit Snorri – hier auf dem Kirchhof in Glaumbaer
Guðríður mit Snorri – hier auf dem Kirchhof in Glaumbaer

In Laugarbrekka hatten wir erstmals einen Abguss davon gesehen. Einem weiteren begegneten wir am Gehöft Glaumbær, das rekonstruiert wurde und heute ein Museum ist. Wir staunten nicht schlecht, als wir in Ottawa im Foyer der National Archives of Canada einen dritten Abguss der Statue entdeckten. Hier wird die vor über 1000 Jahren stattgefundene Entdeckung Amerikas durch die Wikinger gewürdigt.

Die unglaublichen Reisen Guðríðurs
Diese Karte zeigt die unglaublichen Reisen Guðríðurs

Gudridurs Reiselust war offensichtlich noch nicht gestillt. Nach dem Tode ihres Mannes Thorfinn Karlsefni und der Hochzeit ihres Sohnes Snorri unternahm sie noch eine weitere lange Reise: als Pilgerin nach Rom. Unglaublich und schwer vorzustellen, wie vor 1000 Jahren eine Frau diese Entfernungen überwunden hat. Ob sie dort auch vom Papst empfangen wurde, ist nicht bekannt. Anders dagegen der ehemalige isländische Staatspräsident Ólafur Ragnar Grímsson, der 2011 vom damaligen Papst Benedikt zur Audienz gebeten wurde, und bei der Gelegenheit einen weiteren Abguss der Skulptur von Ásmundur Sveinsson mit Gudridur und Snorri übergeben hatte.

Friedhof von Glaumbaer
Auf dem Friedhof von Glaumbaer sollen Thorfinn, Guðríður und Snorri ruhen

Gudridur kehrte nach dem Rom-Besuch nach Island zurück und lebte als Nonne in einem Kloster. Snorri gründete eine weitverzweigte Familie, zu der auch spätere Bischöfe gehörten. Ob womöglich einer seiner Nachfahren wieder nach Amerika zurückkehrte, wissen wir nicht.

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Vor meinen Augen hinter sieben Bergen – Elke Erb

Die Dichterin Elke Erb bekommt den Georg Büchner-Preis

Das Dorf Wuischke hinter sieben Bergen am Fuße des sagenumwobenen Czornebohs mit dem Märchenwald hat viele Schriftsteller gesehen, von denen einige da zuhause waren und teils noch sind. Ob es wohl der Ort mit der höchsten „Preis-Dichte“ für Literatur in Deutschland sein könnte? Laut Wikipedia hatte Heinz Czechowski 6 bekommen, Kito Lorenc 9, Adolf Endler 10. Elke Erb bekam heute ihren 17., den Georg-Büchner-Preis. (Macht zusammen 42 Preise für Wuischkes Dichter auf 131 Einwohner).

Märchenwald
Im Märchenwald

Selbst in einem Haus am Wald aufgewachsen, vor meinen Augen oft sieben oder mehr oder weniger Berge, bin ich sehr froh, dass von der „vergriffensten“ Dichterin, die jemals einen Büchnerpreis bekam, zwei Bücher bei uns im Regal stehen. Das eine hat der heute noch immer unterschätzte Berliner Künstler Robert Rehfeldt illustriert. Das Umschlagbild des anderen stammt von Horst Bachmann, der damals in unserem Nachbardorf zuhause war.

Bücher von Elke Erb
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