Aus Anlass von Johann August Miertschings Geburtstag am 21.8.1817
„Heute fing ich auf dem Lande 14 allerliebste bunte Schmetterlinge„, schrieb Miertsching im Sommer 1852 in sein Tagebuch (22. Juli 1852), und später: „In der warmen Mittagsstunde sieht man viele schwarze sehr haarige Raupen auf dem Moos herumkriechen“ (24. Juni 1852).

Dass Miertsching sich zeitlebens für die Tier- und Pflanzenwelt seiner Umgebung und sogar für Gesteine interessierte, hat seinen Ursprung zweifellos in seiner Kindheit, in der er die vielgestaltige Natur um das Oberlausitzer Dorf Gröditz erlebte, wie etwa in dem felsigen Engtal Gröditzer Skala am Löbauer Wasser. Sicher trug später die Wissensfreundlichkeit der Herrnhuter Brüdergemeine, für deren Missionare sogar eine „Anweisung, Naturalien zu samlen [sic]“ gedruckt wurde, dazu bei, dass er zu eigenen Sammlungen angeregt wurde.

Den Aufzeichnungen Miertschings während der gefahren- und strapazenreichen Arktisreise mit HMS Investigator kann man entnehmen, dass er der umgebenden Landschaft stets viel Aufmerksamkeit widmete. Wann immer es möglich war, ging er an Land; er begann schon in Patagonien, Pflanzen zu sammeln. Nachdem drei Jahre später, 1853, das Schiff in der Mercy Bay von Banks Island aufgegeben wurde, schrieb er betrübt: „… nun sind alle meine Sammlungen an Naturalien, Pflanzen u.a.m., so wie alle meine schriftlichen Arbeiten seit 3 Jahren verloren.“ In vier Koffern und vier Kästen verpackt, hatte er die ganze Sammlung an Bord zurücklassen müssen.

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Nach der Rückkehr nach Deutschland hielt sich Miertsching im Januar 1855 in Niesky auf, um Freunde und Verwandte zu treffen. Dabei besuchte er auch den Insektenforscher Hugo Christoph, der ihn natürlich zu Insekten in der Arktis befragte. Christoph veröffentlichte kurz danach in der Entomologischen Zeitschrift einen Artikel, in dem er über Insekten im Hohen Norden schrieb und sich dabei auf Miertschings mündlichen Bericht stützte. Dieser hatte im August 1852 offenbar Perlmuttfalter (Argynnis) und Pelidne-Gelbling (Colias Pelidne) sowie „schwarze haarige Raupen“ gesichtet, die Christoph der Euprepien-Familie zuschrieb.

Hugo Christophs Notizen und Veröffentlichungen über Miertschings Beobachtungen wurden weithin zitiert und fanden ihren Weg in weitere Publikationen zur arktischen Fauna, wie zum Beispiel in die 1885 von Adolf Erik von Nordenskjöld herausgegebenen „Studien und Forschungen“.

Als die HMS Investigator im Eis zurückgelassen werden musste, glaubte Miertsching seine Sammlungen, unter anderen über 4000 gepresste Pflanzen, für immer verloren. Wir dachten das auch, bis wir beim Recherchieren auf eine Spur stießen, die uns in London ins Herbarium der Royal Botanical Gardens KEW führte, und konnten feststellen, dass dort mehr als 40 seiner Pflanzenpräparate archiviert sind. Ob vielleicht Teile seiner Schmetterlings-Sammlung ebenfalls in Britischen Museen gelandet sein mögen?

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