Von Steffen Graupner erhielt ich die traurige Nachricht vom Freitod meines Freundes Sergej.

Hier ein Auszug aus „Kamchatka Life“ – ein Nachruf von seinen Kollegen:
Am Sonntag, dem 1. Juni 2025, verstarb Sergej Pasenjuk. Seine Leiche wurde am Ufer des Pazifischen Ozeans gefunden, einen Kilometer von seinem Heimatdorf Nikolskoje entfernt. Vor anderthalb Jahren diagnostizierten Ärzte bei Pasenjuk Krebs. Dem Schriftsteller, Künstler, Philosophen und Segler wurde klar, dass er sein Lebenswerk – „Das Tagebuch der Kommandeurinseln“, das einen dreißigjährigen Zeitraum der Geschichte der Beringinsel abdeckt – nicht vollenden könnte, wenn er weiterhin in Krankenhäusern herumläuft.
Dieses bemerkenswerte Werk wurde vor einigen Monaten veröffentlicht. Pasenjuk war glücklich, doch die Krankheit forderte immer mehr ihren Tribut.
An der Küste seines geliebten Ozeans, den Pasenjuk auf Yachten besegelte und auf dem er eine beispiellose Solo-Überfahrt nach Alaska unternahm, beschloss er, seine Lebensreise zu beenden. Eine Waffe und ein Abschiedsbrief wurden gefunden. Sergej Pasenjuk wurde am 26. Mai 71 Jahre alt, Gesegnetes Andenken!

Stimmen von Menschen, die Sergej begegneten
Andreas Tretner, Slawist aus Spandau (mit Andreas war ich 1992 auf der Beringinsel):
Lieber Ulli, danke für die bewegende traurige Mitteilung. Genauso hätte man sich das wohl vorgestellt, wenn man es sich vorgestellt hätte, diese würdige selbstbestimmte Art in den Tod zu gehen. Musste öfter an ihn denken, erst neulich wieder, auch für mich einer der beeindruckendsten Menschen, …

Karen Törmer, Architektin (mit Karen war ich im Sommer 1995 und im Winter 1995/96 auf der Beringinsel):
Lieber Ulli, Danke für deine traurigen mails mit den bewegenden Worten. Irgendwie ist das alles sehr stimmig. Sergejs intensives Leben – und dann ein Schlussstrich. – Ihr seid euch ähnlich, schau mal auf das letzte Foto, was du geschickt hast. In meiner Erinnerung hat er viel gelacht, wenn wir zusammen waren und war immer von irgendwas begeistert.

Mailpost von Armin und Bärbel Schwarm aus Darmstadt:
Lieber Ulli, das ist sehr traurig! Ich erinnere mich gerne an meine Begegnung mit Sergej in Nikolskoje und wie sehr er sich freute, als ich ihm erzählte, dass ich seinen Freund Ulli kenne. Sein Bild eines Seeotters an der Wand in unserem Wohnzimmer wird Bärbel und mich ewig an Sergej erinnern …

Mailpost von Steffen Graupner, Geologe und Lektor auf verschiedenen Kreuzfahrtschiffen:
Hallo Ulli, ja, der Tod von Sergey ist sehr traurig. Für mich war er die gute Seele der Kommandeursinseln und die Beringinsel wird ohne ihn nicht mehr dasselbe sein. Du kanntest ihn natürlich viel länger und intensiver als ich, ich hatte ihn erst 2012 auf unserer gemeinsamen Tour mit Hapag getroffen …
Ich saß im September 2021 das letzte Mal beisammen mit ihm, unter dem zusammengestückelten Skelett der Seekuh, bei einem Tee in seinem selbstgebauten Atelier am Meer. Er hat mit sicht- und fühlbahrer Berührtheit viel von Dir gesprochen und wie wichtig ihm Eure gemeinsamen Zeiten waren, die abenteuerlichen Segeltouren nach Alaska, die Winterszeit auf der Beringsinsel, wie sehr er Dich als Künstler und Freund schätzt und wie viel ihm die jahrzehntelange Freundschaft bedeutet. Und ja, auch, mit Wehmut, darüber, wie sehr es bedauert, das der Streit über die Politik eine gewisse Distanz zwischen Euch brachte. Vor allem aber war er, wie Sergey immer war: energiegeladen und neugierig und wach und voll Tatendrang in die Zukunfts schauend, sein Buchprojekt zum Tagebuch vorantreibend. Und er hat sich auch gewünscht, daß Dein Weg eines Tage wieder auf die Beringinsel führt und Ihr Euch treffen könnt.


Foto: Ullrich Wannhoff

Foto: Sergej Pasenjuk
Steffen Bohl, Potsdam:
Lieber Ulli, Die traurige Nachricht aus Nikolskoy hatte mir Steffen Graupner geschickt. Es tut im Herzen weh, auch wenn ich ihn nur kurz kennenlernen dürfte. Er schenkte mir 2001 eine kleine Rippe der Seekuh aus dem Moor. Ihr habt so gute Zeiten verbracht. Der Krebs ist unbarmherzig.

Foto: Sergej Pasenjuk
Alexandria, Sergejs Frau, schrieb:
Ulli, guten Tag. Vielen Dank für deine Unterstützung und für die herzlichen Worte. Wir haben beschlossen, Serjoscha auf Tolstoi-Gedenkstätte zu begraben, in seinem, wie er selbst sagte, „Palästina“. Die Beerdigung findet am 10. statt. Ich warte auf Dima und Olja. [Anmerkung: Tolstoi ist das Kap, das 70 km von Nikolskoje südöstlich der Beringinsel entfernt liegt, Foto ganz unten. Dima und Olja = Sohn und Tochter. Das Wort „Palästina“ benutzte Sergej, seitdem ich ihn 1992 kennenlernte. Die Hütte am Kap Tolstoi war sein und mein Lieblingsplatz.]


Mehr über Sergej Pasenjuk steht in meinen Beiträgen „Mein russischer Freund Sergej“ und „Gestrandet auf der Bering-Insel – Die Yacht Wild„.