reblogged vom September 2018
Kanada liegt nicht nur an drei Meeren, sondern hat noch eine riesige vierte Küstenlinie im Inneren – auch wenn Lake Ontario, Lake Erie, Lake Huron und Lake Superior trotz ihrer gigantischen Größe keine Meere, sondern „nur“ Seen sind.

An der Georgian Bay, einer Ausbuchtung des Lake Huron, liegt der kleine Ort Leith, in dem der wohl bedeutendste Maler Kanadas, Tom Thomson, aufgewachsen ist und nach seinem tragischen Tod – nach Angaben der Familie – auch bestattet wurde.

Als wir im August 2018 die Grabstätte aufsuchten, fanden wir sie mit vielen „Devotionalien“ geschmückt: Portraits von Tom Thomson, Pinsel, Farben, einer Flasche Rotwein, kleinen Steinen und auch einem Wanderstock. Wir legten eine Euro-Münze als Gruß aus dem fernen Europa dazu.

Wasser spielte für Tom Thomson eine besondere Rolle, denn er war nicht nur ein genialer Maler, sondern auch ein begeisterter Angler und Paddler, der sich oft wochenlang allein in der Wildnis aufhielt, wo er natürlich auch malte. Besonders viel Zeit verbrachte er am Canoe Lake im Alonquin Park.


Viele der Ölskizzen, die Tom Thomson später im Atelier als Grundlage für seine Gemälde nutzte, entstanden auf seinen Paddeltouren über abgelegene Seen in Ontario.

Es sind mit kräftigem Strich und leuchtenden Farben gemalte Landschaften mit Flüssen, Seen, die umgebenden Ufer, Berge und Wälder und einem oft dramatischen Himmel.


Die Arbeiten von Tom Thomson und die seiner Malerfreunde aus der späteren „Group of Seven“ begründeten die eigenständige kanadische Landschaftsmalerei.

Die zeitgenössische Fotografie kanadischer Landschaften, wie wir sie aus Bildbänden, von Kalendern oder aus dem Internet kennen, folgt oft – bewusst oder unbewusst – den Motiven und Impressionen der kanadischen Maler des frühen 20. Jahrhunderts wie Tom Thomson, den Mitgliedern der Group of Seven oder auch Emily Carr.


Glücklicherweise sind viele der Arbeiten dieser Maler in öffentlichen Museen zu sehen, wie in Toronto, Ottawa, Kleinburg, Vancouver.

In der Stadt Owen Sound – in der Nähe des kleinen Ortes Leith – besuchten wir die Tom Thomson Art Gallery, die sich hauptsächlich dem Leben und Werk des Künstlers widmet.

Tom Thomson wurde leider nur 39 Jahre alt, da er vor 101 Jahren beim Paddeln über den Canoe Lake im Algonquin Park ums Leben kam.


Thomsons Tod hat seither zahlreiche Wissenschaftler, Journalisten und Amateurdetektive beschäftigt. Manche Autoren vermuten, dass er ermordet wurde. Das konnte bisher aus vielerlei Gründen nicht aufgeklärt werden. Sowohl Nachfahren aus Thomsons Familie als auch die Behörden Ontarios weigern sich, DNA-Tests an einem Leichnam machen zu lassen. Dieser wurde vor 60 Jahren neben einem Friedhof am Canoe Lake gefunden, und es gibt schlüssige Indizien, dass dies Tom Thomsons Überreste sind.

Ein kürzlich publiziertes Buch von John Little über den Tod von Tom Thomson liefert neue Gründe, die zumindest zweifelhafte offizielle Todesursache des bedeutendsten Malers Kanadas neu zu untersuchen.