Heute haben wir eine Rose auf dem Berliner Bebel-Platz niedergelegt. Auf dem Platz vor St.-Hedwigskathedrale und „Kommode“ (Alte Bibliothek) befindet sich eine Gedenkstätte.
Unter einer im Boden eingelassenen Glasplatte erkennt man leere Bücherregale für 20.000 Bände.
Vor 86 Jahren, am 10. Mai 1933, brannte hier ein Scheiterhaufen.
Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten waren im Rahmen der „Aktion wider den undeutschen Geist“ nicht nur in Berlin, sondern auch in vielen anderen Städten Deutschlands zehntausende Bücher von jüdischen, marxistischen und pazifistischen Schriftstellern konfisziert und verbrannt worden.
Zuvor waren öffentliche Bibliotheken und Buchhandlungen, aber auch private Bestände nach „verbrennungswürdiger“ Literatur durchsucht worden. Bücher des „undeutschen Geistes“ – z.B. wie hier im Bild, von Heinrich Heine, Stefan Zweig, Erst Toller, Theodor Plivier, Karl August Wittfogel, Upton Sinclair, George Grosz, Wieland Herzfelde, John Dos Passos, Leo Trotzki, Heinrich Mann und vielen anderen – wurden damals aussortiert und ins Feuer geworfen.
Oft, manchmal täglich, habe ich das eingerahmte Schild gesehen, das in der Buchhandlung meines Vaters an deutlich sichtbarer Stelle hing:
Tag des freien Buches
10. Mai
“ … und Angst ist es, die sie ganze Bibliotheken verbrennen lässt…“ (Bertolt Brecht).
Der 10. Mai 1947 wurde in Berlin von Kulturvertretern sämtlicher vier Sektoren als Gedenktag anlässlich der Bücherverbrennung 1933 begangen. Danach feierte man ihn zuerst im sowjetischen Sektor, später in der DDR regelmäßig als „Tag des freien Buches“.
Erst nach 12 Jahren konnte man damals die Nationalsozialisten stoppen. Heute trauen sich die Vertreter ihres Gedankenguts wieder aus den Löchern.
Als aber der starke Wind unsere Rose wiederholt davontrieb, waren wir zunächst ratlos – bis von unerwarteter Seite Hilfe kam. Vertreter der Berliner „Linken“ kümmerten sich gerade um ihren Info-Stand in der Nähe und hatten Klebeband dabei, so dass wir die Rose fixieren konnten. Vielen Dank für die Hilfe!
posted by Mechtild Opel – am „Tag des freien Buches“