Ein Rostocker auf Rapa Nui

Rostock um 1725
Rostock um 1725

Vor 300 Jahren, am 5. oder 6. April 1722, erreichten drei Schiffe aus Europa eine weit abgelegene Insel im Pazifik, die man, da gerade Ostern war, Osterinsel nannte.

Choris - Osterinsel 1816
Die Osterinsel, wie Ludwig Choris sie fast 100 Jahre später (1816) sah

Die Schiffe standen unter dem Befehl des Niederländers Jakob Roggeveen. An Bord war jedoch auch ein junger Seemann aus Rostock, Carl Friedrich Behrens.

Carl Friedrich Behrens
Carl Friedrich Behrens

Ich war der Erste, der bey der Anlandung unserer Leute, die Insul mit seinen Füssen betrat“ schrieb er später in seinem Bericht „Reise durch die Süd-Länder und um die Welt“, der 1735 in Leipzig veröffentlicht wurde.

Titelblatt des Reiseberichts von Behrens
Titelblatt des Reiseberichts von Behrens

Die in polynesischen Sprachen als „Rapa Nui“ bekannte Insel war bereits seit langem besiedelt. Wegen ihrer isolierten Lage erregte der unerwartete „Besuch“ der Fremden viel Aufsehen. Die Neuankömmlinge verstanden sich allerdings nicht als Gäste, sondern als Eroberer. Als immer mehr Neugierige herbei strömten und sie sich bedrängt fühlten, schoss man einfach auf die Inselbewohner. Behrens hielt fest: „Es wurden hier viele erschossen….; die Todten abzuholen, kamen sie Hauffen-weiß, und brachten von allen Früchten und Gewächsen Praesente mit, damit wir desto eher solten abfolgen lassen. Die Verwirrung dieser Leute war überaus groß: Ja ihre Kindes-Kinder werden inskünfftige allda wissen zu erzehlen.

Bewohner von Rapa Nui (Choris)
Bewohner von Rapa Nui, gezeichnet von Ludwig Choris

Das „Zeitalter der Entdeckungen“ war gleichzeitig das der gewaltsamen Kolonialisierung indigener Völker und ihrer Heimat, was uns als Nachfahren dieser „Entdecker“ noch sehr lange beschäftigen wird. Carl Friedrich Behrens bedauerte damals zumindest den Tod des Insulaners, der sie als erster freundlich begrüßt hatte: „… auch lag der Mann, welcher ehedem bey uns gewesen mit unter den Todten, welches uns sehr jammerte…„.

Karte der Osterinsel / Rapa Nui; Quelle: Wikipedia, by Sting

Von Behrens stammt auch die erste Beschreibung der Monumentalskulpturen, Moai genannt, die bis heute als das „Markenzeichen“ von Rapa Nui gelten: „ … Götzenbilder, welche allda in einer grossen Menge am Strande aufgerichtet stunden; vor welchen sie niederknieten und sie anbeteten. Diese Götzen-Bilder waren alle aus Steinen gehauen, und der Form nach, wie ein Mensch, mit langen Ohren, oben auf dem Haupt mit einer Krone gezieret, doch alles nach der Kunst gemacht, worüber wir uns nicht wenig verwunderten.

Frühe Darstellung von Moai
Frühe Darstellung von Moai

Die markanten Tafeln mit den seltsamen Schriftzeichen, Rongorongo genannt, erwähnte Behrens allerdings nicht, vermutlich hatte man sie den Seeleuten nach deren „freundlichen Willkommensgrüßen“ gar nicht erst gezeigt. Über die Herstellung der Skulpturen weiß man inzwischen mehr, und über ihre Bedeutung gibt es verschiedene Hypothesen. Die Rongorongos aber haben ihr Geheimnis bis heute bewahrt.

Rongorongo
Rongorongo

Behrens überlebte die Weltreise und ließ sich nach seiner Rückkehr nach Deutschland nicht mehr in seiner Heimatstadt, sondern in Nürnberg nieder, wo er vor 1750 starb.

Buch Carl Friedrich Behrens
Buch von Carl Friedrich Behrens, 1925, nach der Originalausgabe bearbeitet
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