Großes Interesse an Miertsching

„Reise-Tagebuch“, „Journal“ und „Reise-Dagbog“

Nachdem 1855 Johann August Miertschings „Reise-Tagebuch“ seiner Arktisexpedition – und schon ein Jahr später eine zweite Auflage – erschienen waren, wurden nach einer 1857 erfolgten Übersetzung ins Französische zwei Auflagen in Genf verlegt. 1860 erschien im Verlag von Peter Tidemand Malling in Christiania, dem heutigen Oslo, auch eine dänische Ausgabe.

Miertsching - Reisedagbog
„Reise-Dagbog af Missionær Joh. Aug. Miertsching“
Gebäude der Druckerei in Christiania
Das Gebäude der Druckerei in Christiania (heute Oslo)

Auf den ersten Blick erscheint das ungewöhnlich. Hätte nicht eine englische Übersetzung näher gelegen? Allerdings gab es ja schon Daniel Benhams „Sketch of the life of Jan August Miertsching“, die gleich nach dessen Rückkehr aus der Arktis 1854 in London erschienen war.

Benham, "Sketch of the Life"

Auf den zweiten Blick aber ist eine dänische Ausgabe sogar naheliegend, denn die Herrnhuter Brüdergemeine, zu der Miertsching gehörte, war bereits seit 1733 im zu Dänemark gehörenden Grönland tätig, am Ausgangspunkt der „Nordwestpassage“. Von dem Herrnhuter David Cranz stammt die „Historie von Grönland“, das Standardwerk zur Geschichte von Grönland, das bereits 1767 in englischer Sprache erschienen und in Großbritannien wohlbekannt war.

David Cranz, Historie von Groenland
David Cranz, Historie von Groenland

In Dänemark und Norwegen war das Interesse an der Nordwestpassage sicherlich nicht nur wegen der Geschichte der Wikinger und (später) das Walfangs groß. Ein wichtiger Faktor war auch, dass die Herrnhuter Brüdergemeine seit 1773 auch in Christiansfeld in Dänemark ansässig ist. Nach Miertschings Rückkehr von seiner fast fünfjährigen Arktisreise (mit einem kurzen Stopp in Grönland) kam besonders aus dieser Gemeine mehrfach die dringende Aufforderung, dass er dort über seine Erlebnisse berichten sollte. Da die Gemeine zusicherte, alle Kosten seiner Reise nach Christiansfeld und zurück zu tragen, und nachdem die Ältestenkonferenz in Herrnhut zugestimmt hatte, machte sich Miertsching im Juni 1855 dorthin auf den Weg. Wie aus einer kurzen Protokollnotiz hervorgeht, muss sein Vortrag in Christiansfeld sehr eindrucksvoll gewesen sein.

Brüderkirche in Christiansfeld
Brüderkirche in Christiansfeld
©Villy Fink Isaksen, Wikimedia Commons, License cc-by-sa-3.0

Übrigens begeht die Gemeine in Christiansfeld 2023 ihren 250. Geburtstag. Wegen seiner außergewöhnlichen Geschichte und Architektur gehört der Ort zum UNESCO-Weltkulturerbe – allein deshalb werden wir den Ort demnächst besuchen!

Brüderkirche Christiansfeld auf Briefmarke
Die Brüderkirche in Christiansfeld auf einer dänischen Briefmarke
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