„Capitain Behring’s Journal“ – Teil II

Fortsetzung des Beitrags über das neue Buch zu Berings Expedition

Am 14. Juli verließ die Crew um Vitus Bering die Mündung des Kamtschatka-Flusses in die offene See. Mit der St. Gabriel fuhren sie an der Küste Kamtschatka entlang bis zur Halbinsel Tschukotka und weiter ins Polarmeer. Am 15. August beschlossen sie umzukehren. Regen und Nebel verhinderte die Sicht auf die beiden Kontinente Asien und Amerika, obwohl die große Diomede-Insel nur ein Steinwurf entfernt von ihrem Schiff lag. Bering schrieb: …da das Land sich nach Norden nicht weiter strekte; nach der Tschutkischen oder Ostlichen See war auch kein Land anzutreffen; begab mich also auf die Ryk Reyse;…

Bering - Blick ins Buch - Kartenskizze
Blick ins Buch: Die Route von Bering

Eine Woche zuvor waren sie „Bothen“ mit Tschuktschen begegnet. Auf der großen Karte (siehe Ausschnitt unten) ist das Fellboot sehr gut gezeichnet; auf Seiten der Halbinsel ist die gebirgige Uferzone erkennbar.

Bering - Blick ins Buch - Kartenausschnitt
Blick ins Buch: Das Fellboot der Tschuktschen

Bering schrieb: Den 8ten Augustij befanden wir Nordlicher Breite avancieret zu seyn, unter dem 64.Grad und 30. Minuten da dann zu uns vom Ufer 8.Persohnen in einem ledernen both angerudert kamen, welche uns fragten, wher und westfals wir kämen; von sich selbsten aber sagten sie; daß sie Tschuktsche wären, welche denen Rußischen Einwohner schon lange bekandt gewesen; da wir sie uns auf Fahrzeug zu kommen nöthigten, machten sie aus einer Haut sterp genandt, so wie allhier See-Hund-Felle heißen…

Skelett eines Umiaks © Ullrich Wannhoff
„Skelett“ eines Umiaks. Die Hölzer sind alle mit Stricken verknüpft.
© Ullrich Wannhoff

Das von Bering beschriebene „Both“ ist ein Umiak, größer als ein Kajak, das als Transportboot oder zur Walroßjagd dient; solche Boote werden bis heute benutzt und werden auch Frauenboot genannt. Das Holzskelett wird mit Stricken verbunden und mit Walroßhäuten ummantelt. Zum besseren Schutz wird es noch mit Ölfarbe angestrichen. Die Aufnahmen stammen knapp unterhalb des 64. Breitengrades.

Befestigung der Walrosshaut © Ullrich Wannhoff
Mit Stricken wird die Wallrosshaut über das Holzskelett ummantelt und befestigt.
© Ullrich Wannhoff
Bespannung mit Walrosshaut © Ullrich Wannhoff
Bespannung des Holzskeletts mit der Walrosshaut – © Ullrich Wannhoff

Bering schrieb: …kamen sie abermahl zu uns, mit einem both, sagten daß ihre nation Tschukotsch heiße, nebst den Uffer an der See in großer Menge wohnen, das Land wäre nicht weit von hier…

Umiak - Deshnev-Lagune © Ullrich Wannhoff
Ein besetztes Umiak – Deschnew-Lagune – © Ullrich Wannhoff
Folklore-Gruppe © Ullrich Wannhoff
Folklore-Gruppe (Yupik) – © Ullrich Wannhoff

Wir unterscheiden die Rentier-Tschuktschen und die sesshaften Tschuktschen, die an der Meeresküste leben und sich von Fischen und Meeressäugern (Grauwale und Walrosse) ernähren. Wie auch die Yupik leben Tschuktschen heute auf beiden Seiten der Beringstrasse (Russland/USA) .

Konservierung des Walrossfleisches  © Ullrich Wannhoff
Konservierung des Walrossfleisches – © Ullrich Wannhoff

Das frische Wallrossfleisch wird zerlegt, in die Haut der Tiere eingepackt, zugenäht wie ein Sack und unter der frostigen Erde konserviert.

Walrosse in der Natalja-Bucht  © Ullrich Wannhoff
Walrosse in der Natalja-Bucht © Ullrich Wannhoff

Die tiefeingeschnittene Bucht Natalja befindet sich in Nordkamtschatka angrenzend an Tschukotka. In den Nebelbänken verschwinden die Berge, die bis weit in den Sommer mit Schnee bedeckt sind.

Natlaja Bucht  © Ullrich Wannhoff
Die Bucht Natalja – © Ullrich Wannhoff
Abschied von den jungen Bewohnern - © Ullrich Wannhoff
Abschied von den jungen Bewohnern – © Ullrich Wannhoff

Das Buch „Captain Behring’s Journal“ – Unbekannte Dokumente zu Vitus Jonassen Berings Kamtschatka Expeditionen erschien 2022 im Wallstein-Verlag und kostet 24€.

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