Franklins Todestag – Arktische Souveränität

reblogged vom 11. Juni 2012

Heute vor 165 Jahren starb Sir John Franklin. Sein Grab, irgendwo bei King William Island in der kanadischen Arktis, wurde bisher nicht gefunden. Franklins Expedition von 1845 war mit den Schiffen Erebus und Terror und 129 Mann Besatzung auf der Suche nach der Nordwestpassage, einer schiffbaren Route zu den Schätzen und Handelsgütern Asiens. Wie schon viele Expeditionen vor ihm, scheiterte auch Franklin. Jahrelang hatte man nichts mehr von ihm gehört.

Monument für Sir John Franklin in London – © Wolfgang Opel

Die britische Admiralität sowie Privatleute sandten Suchschiffe aus. Eins davon, HMS Investigator, stand unter dem Kommando von Robert McClure. Die Seeleute fanden zwar nicht Sir John Franklin und seine Mannschaft, doch gilt McClure heute als Entdecker einer der möglichen Passagen nach Asien. An Bord war übrigens der Sorbe Johann August Miertsching, der als Herrnhuter Missionar Inuktitut, die Sprache der Inuit, beherrschte. Er leistete nicht nur wertvolle Dienste als Übersetzer, sondern erwarb auch anderweitig Verdienste, so als Sammler von Pflanzen, Tieren und Ethnografika, aber auch als Jäger und mit seinen handwerklichen Fertigkeiten, sowie durch sein Beispiel und sein Vermögen, einigen Seeleuten mit Trost und seelischem Beistand zu helfen.

Johann August Miertschung
Johann August Miertschung

Bisher wurde zwar HMS Investigator, aber nicht HMS Erebus und Terror gefunden*. Bei den Suchaktionen von Parks Canada geht es aber nicht mehr um die Nordwestpassage, sondern um die Begründung der territorialen Souveränität Kanadas, die u. a. von den USA angezweifelt wird. Diese interessieren sich weniger für Sir John Franklin, sondern vielmehr für Öl, Gas und natürlich militärische Präsenz, denn Russland ist nicht weit – gleich hinter dem Nordpol!

[* Das hat sich inzwischen geändert: 2014 wurde HMS Erebus gefunden, 2016 HMS Terror!!!]

Im 19. Jahrhundert war Franklin einer der Nationalhelden des viktorianischen Großbritanniens. Heute jedoch ist er sogar in seinem Heimatland nur noch wenigen historisch Interessierten bekannt. Zu seinem Gedenken wurden in London zwei Denkmäler aufgestellt, das eine am Carlton House Terrace Garden unweit der Londoner Prachtstraße The Mall, ein anderes in Westminster Abbey, der britischen Krönungskirche. Trotz Befragung einiger der Angestellten und Priester der Kirche konnte uns dort niemand das Denkmal für Franklin zeigen. Die Seemacht Großbritannien wurde inzwischen durch die Finanzmacht Londons abgelöst. Forscher und Entdecker spielen kaum noch eine Rolle — heute bestimmen längst andere „Helden“ das Bild von London: Börse, Banken, Versicherungen und Hedgefonds.

posted by Wolfgang Opel am 11. Juni 2012

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