reblogged vom 19. April 2014
Früher war das Osterfest einer der Höhepunkte im Jahresablauf der Inuit in Labrador; hier traf man noch einmal zu den Festlichkeiten der „Moravian Church“ zusammen, bevor die Familien wieder in die Jagdcamps zogen.

Die Feierlichkeiten begannen bereits am Gründonnerstag mit der Abendmahlsfeier. Noch bevor am Ostersonntag die Kirchenglocken läuteten, spielte früh am Morgen die Blaskapelle in festlicher Kleidung kirchliche Hymnen, manchmal vom Dach der Kirche aus, bevor sie dann durch die Siedlung zog.

Die Missionare der Herrnhuter Brüdergemeine, die im 18. Jahrhundert nach Labrador kamen, brachten die Instrumente und die Noten aus Deutschland mit – nicht nur Kirchenlieder, sondern auch Bach, Haydn, Händel und Vivaldi – siehe unser Kanada-Länderporträt.

Teile dieser Musiktradition haben sich noch in der älteren Generation der Inuit erhalten und wurden in den letzten Jahren wiederbelebt, so dass auch heute wieder junge Leute zu Ostern in der traditionellen Festkleidung in Chor und Blaskapelle die Herrnhuter Kirchenmusik intonieren, wie auch Nigel Markhams Film „Till we meet again“ zeigt.

Doch in Nunatsiavut werden auch andere Osterbräuche praktiziert. Im Buch „Arctic Twighlight“ kann man nachlesen, wie Leonard Budgell in den 1940er Jahren in Hebron zu Ostern an Schlittenwettrennen teilnimmt; auch der Missionar Gerhard J. Vollprecht berichtete 1959 von einem Schlittenrennen zu Ostern, und dieser Tage finden in Makkovik die alljährlichen „Easter Games“ statt, wo beim „Labrathon“ Fähigkeiten zum Jagen, Fallenstellen und Überleben in der Wildnis unter Beweis gestellt werden; auch gibt es Hundeschlittenrennen, ein Schneeskulpturenwettbewerb und andere sportliche Spiele für Kinder und Erwachsene.

Ob die Missionare aus Deutschland, von denen einige auch Sorben waren, den Brauch des Färbens und Verzierens von Ostereiern nach Labrador mitbringen wollten, ist nicht überliefert; es wäre jedenfalls am Mangel an Eiern zu dieser Jahreszeit in diesem Klima gescheitert. Bei uns in Deutschland werden in vielen Familien immer noch Ostereier von Hand gefärbt und manche davon in der Tradition der Lausitzer Sorben wunderschön verziert.

Mit diesen bunten sorbischen Ostereiern wünschen wir allen Lesern des Blogs ein frohes Osterfest.
posted by Mechtild Opel am 19. April 2014