Belzebub II passierte Mercy Bay

reblogged vom 30.September 2012

Am 2.9.2012 berichtete die Crew der Yacht Belzebub II von der erfolgreichen Befahrung der McClure Strait – unter Ausnutzung eines 36stündigen Zeitfensters, in dem eine schmale Wasserstrasse auch das Passieren der Mercy Bay ermöglichte, bevor sich das Packeis wieder schloss.
Den Namen des Schiffes „Belzebub“ kann man durchaus als Herausforderung an das „Schicksal“ auffassen; denn in einer ähnlichen Situation, allerdings schon 131 Jahre zuvor, hatte sich die HMS Investigator nämlich gerade noch in diese „Bucht der Gnade“, vom Kapitän McClure damals „Bay of God’s Mercy“ genannt, retten können, um nicht vom Eisdruck zerstört zu werden. Johann August Miertsching schrieb darüber in seinem Tagebuch:
„Sobald es aber völlig Tag wurde und bei dem scharfen Westwind aller Nebel verschwandt, sah er (McClure) die Unmöglichkeit auch nur eine Mile weit durch das gegen uns kommende Eis zu kommen. Bei dem hellen Wetter jetzt sahen wir erst, das wir uns in einer Bucht befinden, nahe dem westlichen Ende von Banks Land…“

HMS Investigator im Eis vor Banks Island - Zeichnung von S.G. Cresswell
HMS Investigator im Eis vor Banks Island – Zeichnung von S.G. Cresswell

Man mag sich ein ähnliches Schicksal für die Belzebub II nicht ausmalen, denn die Besatzung der Investigator musste hier zwei Winter im Eis der Arktis verbringen, ehe das Schiff am 7. April 1853 durch Leutnant Pim von HMS Resolute, dessen Todestag sich übrigens heute zum 126. Mal jährt, aufgefunden und die Besatzung dadurch gerettet werden konnte.

Lieutenant Bedford Pim
Lieutenant Bedford Pim – Foto: Lock & Whitfield

Die Eisbedingungen im Bereich von Banks Island unterschieden sich 2012 wohl nur geringfügig von den Bedingungen im Jahr 1851. Ganz anders dagegen in den östlichen Teilen der kanadischen Arktis: hier war die Nordwestpassage bereits fast vollständig eisfrei; nur wenige gelegentlich vorbeidriftende Eisberge erinnerten noch an die Probleme, die vor 165 Jahren zum Verschwinden der Expedition von Sir John Franklin geführt hatten.

Kein Eis im September 2012, Cape Riley/Lancaster Sound - Foto: Wolfgang Opel
Kein Eis im September 2012, Cape Riley/Lancaster Sound – Foto: Wolfgang Opel

Am 16.9.2012 wurde die geringste Eisbedeckung der arktischen Gewässer seit Beginn ihrer messtechnischen Erfassung berichtet.

Rückgang des arktischen Eises  - Grafik: Neven (Arctic Sea Ice Blog)
Rückgang des arktischen Eises – Grafik: Neven (Arctic Sea Ice Blog)

Das Abschmelzen des arktischen Eises geht also mit mindestens unverminderter Stärke weiter. Die Auswirkungen, zum Beispiel immer heißer werdende Sommer in großen Teilen Nordamerikas, können noch nicht vollständig prognostiziert werden. Die Aussagen der Wissenschaftler im Video klingen jedenfalls nicht sehr optimistisch:

posted by Wolfgang Opel am 30. September 2012

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